Wilfried Schönfeld ist es wichtig, den Patient*innen mit wohlwollender Ehrlichkeit zu begegnen.
Ich habe vorhin von der Patientin erzählt, die ich gefilmt habe. Und die hat in diesem Film drei Wünsche geäußert. Und die finde ich, das wäre eine gute Botschaft an die Ärzte.
Erstens: Glaube dem Patienten. Also wenn ein Patient sagt: „Das fühlt sich so komisch an“, dann fühlt sich das komisch an. Oder wenn er sagt: „Da ist ein Schmerz, der war vorher noch nicht“, glaubt ihm das. Ich habe meine beiden Metastasen gespürt.
Man entwickelt einen ganz sensiblen Sinn für den eigenen Körper. Glaubt es ihm. Aber auch ganz einfach. Wenn einer schon zig Infusionen gekriegt hat, und er sagt: „Diese Vene ist zu“. Stecht doch nicht drin rum. Der Patient kennt seinen Körper sehr, sehr gut. Also glaubt dem Patienten.
Das Zweite, und das hat sie sehr bildhaft geschildert: Nicht laut denken. Bei Visiten, bei Röntgenbesprechungen, auch im Beisein des Patienten. „Was meint der? Der meint das. Ja, also das kann doch nicht sein. Was will der da machen? Na, hoffentlich weiß er, was er da tut. Na, ob das mal gut geht. Kennt ihr den? Kann der das? Hm, also das glaube ich dem nicht.“
Das macht den Patienten verrückt. Aber auch die eigenen Gedanken erst aussprechen, wenn man was weiß. Und nicht beim Denken zuhören lassen. Dem Patienten glauben, nicht laut denken.
Und dann hat sie einen sehr schönen Ausdruck geprägt für einen Chirurgen, der ziemlich ratlos ihren Bauch angeguckt hat und gesagt hat: „So was habe ich noch nie gesehen. Aber ich versuche mal, was ich kann. Aber ich kann Ihnen nichts versprechen.“ Und sie hat das als sehr wohltuend erlebt. Und zwar nannte sie das so eine wohlwollende Offenheit, wohlwollende Ehrlichkeit.
Wir hatten mal in [Stadt], als dort die Mammographie eingeführt wurde, einen Zeitungsartikel. Da hatten die den Chef gefragt: „Und wenn Sie was feststellen, sagen Sie das der Patientin?“ Sagt der: „Natürlich, klar. Wir hauen den Patientinnen die Wahrheit um die Ohren.“
Das ist natürlich nicht so gemeint. Sondern eine wohlwollende Ehrlichkeit. Der Patient muss die Wahrheit erfahren. Aber bitte, die Art und Weise sollte wohlwollend sein.
Eigentlich finde ich diese drei Wünsche als Botschaft an die Ärzte ganz schön richtig. Glaubt dem Patienten. Nicht laut denken. Und wenn Ihr was sagt, sagt es mit wohlwollender Ehrlichkeit.