Wilfried Schönfeld musste die Darmentleerung stundenlang über sich ergehen lassen und fand die Situation unwürdig.
Wenn Sie sich vorstellen, vor der ersten Operation musste mein Darm gesäubert werden. Und damit der richtig sauber wird, wurde er durchgespült. Ich saß auf einem Nachtstuhl. Erst später kam mir gar nicht- also mir kam vorher gar nicht in den Sinn, dass man das ja auch in meinem Zimmer hätte machen können. Ich hatte ein Einzelzimmer. Na ja, ich saß im Fäkalienraum, wo also immer die Schüsseln entleert wurden, auf einem Nachtstuhl. Meine Frau saß daneben, sie hat einen Krimi gelesen. Das war ein Donnerstagnachmittag. Ich saß, glaube ich, fünf oder sechs Stunden dort mit einem Magenschlauch. Also ich konnte auch nicht sprechen. Die hatten mir einen Katheter durch die Nase in den Magen geschoben. Und durch diesen Katheter liefen insgesamt 18 Liter Kochsalzlösung. Manchmal ein bisschen kalt, dann bekam ich Schüttelfrost. Und das lief halt oben rein und unten wieder raus. Und erst, als das absolut wasserklar wieder raus lief, waren die zufrieden. Und das war so der letzte Nachmittag. Also wenn ich dabei gestorben wäre, wäre das so unser letztes Zusammensein gewesen, von meiner Frau und mir. Vom Nachmittag bis in den Abend rein. Und die ganze Zeit ging da jemand rein und raus, entleerte da Nachtschüsseln und Urinflaschen und- ja. Also ich kriege jetzt noch eine Wut, wenn ich daran denke. Und das ist schon über zwanzig Jahre her. Aber wie gesagt, es war nicht bösartig. Es war gedankenlos. Und das, dass man diese Befindlichkeit des Patienten, und wie es dem gerade geht, das hat man damals überhaupt nicht bedacht.