Die Erfahrungen von Sebastian Siemens

Portrait Sebastian Siemens ist zum Zeitpunkt des Interviews 49 Jahre alt, verheiratet und hat eine Tochter. Der Krebs wurde bei ihm diagnostiziert, als er wegen einer schweren Erschöpfung zum Arzt ging. Nach vielen Behandlungen, die er nicht vertrug, hat er sich nun entschieden, keine weiteren Therapien mehr machen zu lassen. Seiner Arbeit als selbstständiger Elektriker geht er weiterhin nach.

Zunächst litt Sebastian Siemens über einen längeren Zeitraum an Beschwerden mit dem Stuhlgang, bis ihn Erschöpfungszustände in seiner Arbeitsfähigkeit stark beeinträchtigten. Bei einer Darmspiegelung wurde schließlich ein Darmkrebs diagnostiziert.

Auf eine Operation folge eine erste Chemotherapie. Weil Sebastian Siemens die Nebenwirkungen nicht vertrug, wurde zunächst auf eine leichtere und besser verträgliche Chemotherapie in Tablettenform umgestellt. Danach wurde im Verlauf eine Niere in Mitleidenschaft gezogen, die schließlich entfernt werden musste. Im Zuge der erforderlichen Untersuchungen wurden zusätzlich Metastasen auf der Leber und später noch weitere Metastasen entdeckt.

Nachdem er die Nebenwirkungen einer erneuten Chemotherapie wieder nicht vertrug und sein Körper sehr geschwächt wurde, entschied er, die Therapien abzubrechen. Sebastian Siemens betont, dass er sein Leben nicht nur in Krankenhäusern und auf Operationstischen verbringen wolle. Damit ist für ihn klar, dass er an seiner Erkrankung früher sterben wird.

Derzeit geht es ihm relativ gut. Für die Zeit, in der es ihm vielleicht schlecht gehen wird, würde er schmerzlindernde Therapien in Betracht ziehen. Solange möchte er möglichst seine Lebensqualität erhalten und sein Leben selbst bestimmen. Er berichtet, dass seine Familie seine Entscheidung akzeptiere, auch wenn dies schwer falle. Um seine Familie zu entlasten, habe er bereits Vorkehrungen für die Zeit nach seinem Tod getroffen. So habe er sowohl eine Patientenverfügung als auch eine Vorsorgevollmacht erstellt.

Da Sebastian Siemens auf selbstständiger Basis arbeitet, musste er sich intensiv mit seinen Rechten bei Rentenversicherungsträger und Krankenkasse auseinandersetzen. Er berichtet, dass es dabei auch sehr hilfreich sei, sich juristischen Beistand zu holen. Da er keine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hat, ist er finanziell sehr unter Druck und geht weiterhin seiner Arbeit nach. Die Abläufe in Krankenhäusern und die dortigen ökonomischen Zwänge sieht er sehr kritisch.

Sebastian Siemens erzählt, dass es ihn entlaste, sich mit anderen Betroffenen in der Selbsthilfe auszutauschen. Anderen rät er frühzeitig zur Vorsorge zu gehen, um auf diese Weise die Krankheit frühzeitig behandeln lassen zu können.

Das Interview wurde im Frühjahr 2013 geführt.

 

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