Die Erfahrungen von Rosi Blumenthal
Rosi Blumenthal ist 75 Jahre alt und lebt gemeinsam mit ihrem Mann, mit dem sie drei erwachsene Kinder hat. Vor ihrer Rente war Rosi Blumenthal als Pädagogin in der Behindertenarbeit und in der Erwachsenenbildung tätig. Sie engagiert sich weiterhin ehrenamtlich in der Erwachsenenbildung und der Arbeit mit Kindern. Durch die Vorsorgeuntersuchung auf verstecktes Blut bei ihrer Frauenärztin kam die Diagnostik ihres Darmkrebses in Gang.
Rosi Blumenthal erzählt, dass vor einigen Jahren eine Vorsorgeuntersuchung auf okkultes Blut im Stuhl bei ihrer Gynäkologin positiv ausfiel. Es folgte eine Darmspiegelung. Zunächst sei sie davon ausgegangen, es handele sich wieder um eine Darmfistel, von denen sie schon mehrere behandeln lassen musste. Nach einer einwöchigen Urlaubsreise erhielt sie dann den Befund Darmkrebs. Innerhalb weniger Tage wurde Rosi Blumenthal operiert. Sie erzählt, dass die Anlage eines Stomas in Aussicht stand, was sich aber nicht als notwendig erwies.
Nach der Operation wurde Rosi Blumenthal mit einer stationären Chemotherapie sowie Bestrahlung behandelt. Sie beschreibt die ersten drei Monate nach der Operation als eine schlimme Zeit, weil sie erhebliche Probleme mit der Verdauung hatte und den Stuhlgang nicht kontrollieren konnte. Nach zwei Monaten setzte sie die Chemotherapie in ambulantem Rahmen fort, wo sie sich besser behandelt fühlte.
Rosi Blumenthal war mit starken Nebenwirkungen der Chemotherapie konfrontiert. Sie berichtet, dass die Nerven in ihren Beinen beschädigt wurden, wodurch sie nachts kaum auszuhaltende Schmerzen hatte. Diese Schmerzen habe sie seit einiger Zeit durch Schmerzpflaster im Griff, die sie von ihrem Neurologen verschrieben bekommt. Sie berichtet von Haarausfall und dem Verlust von Zähnen durch die Chemotherapie. Außerdem behielt sie eine Harninkontinenz zurück. Diese Beschwerden wurden aber durch Medikamente und Beckenbodengymnastik gebessert.
Rosi Blumenthal berichtet, dass es Jahre gedauert habe, bis sie alle Beschwerden in Folge der Behandlung in den Griff bekommen habe. Manchmal habe sie allerdings noch starke Probleme mit der Verdauung, weshalb sie an manchen Tagen das Haus nicht verlassen könne.
Rosi Blumenthal erzählt, dass ihr ganz besonders die Unterstützung durch ihren Mann in der Zeit seit der Erkrankung geholfen hat. Außerdem empfindet sie ihre Handarbeiten und ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten als hilfreich für die Bewältigung ihrer Erkrankung. Sie schildert, dass auch ihr optimistischer Umgang mit der Erkrankung eine wichtige Rolle dabei spiele. Im Hinblick auf ihre Lebensqualität sei es Rosi Blumenthal sehr wichtig, durch eigenes Engagement und das Besuchen von Kulturveranstaltungen weiter am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.
Das Interview wurde im Frühjahr 2013 geführt.
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