Die Erfahrungen von Margarete Reichle
Margarete Reichle ist zum Zeitpunkt des Interviews 78 Jahre alt. Sie ist verwitwet und hat einen erwachsenen Sohn, der sie so oft wie möglich besuchen kommt. Ihre Krebserkrankung wurde erst vor Kurzem entdeckt und erschreckte sie sehr.
Als erste Anzeichen ihrer Krebserkrankung fand Margarete Reichle Blut im Stuhl, sie hatte Schmerzen und verlor drastisch an Gewicht. Zuerst dachte sie, dass das viele Blut im Stuhl von ihren blutverdünnenden Medikamenten stamme. Nach mehreren Untersuchungen wurde jedoch ein Tumor im Darm entdeckt. Innerhalb von zwei Tagen wurde Margarete Reichle operiert. Dass es sich um einen bösartigen Tumor, also Darmkrebs handelte, wurde ihr erst nach der Operation mitgeteilt. Dies war für sie zunächst ein Schock, da sie nicht mit einem solchen Befund gerechnet hatte. Nach der Operation ist eine medikamentöse Therapie in Tablettenform geplant.
Margarete Reichle hatte große Angst vor den verschiedenen Untersuchungen. Eine negative Erfahrung machte sie, als eine Ärztin sie zur Magen- und Darmspiegelung überredete und nicht korrekt über die Untersuchung aufklärte. So wurde die Darmspiegelung nicht unter Narkose durchgeführt, obwohl ihr dies zugesagt worden war. Die meisten ihrer Ärzte empfindet sie aber als kompetent, freundlich und hilfsbereit. Die Tatsache, dass bei ihr kein Stoma angelegt werden musste, erleichterte sie sehr.
Da sie innerhalb eines Jahres über 30 Kilogramm an Gewicht abgenommen hat, muss sie sich jetzt zu regelmäßigem Essen anhalten. Vor allem ist sie auch in ihren Aktivitäten sehr eingeschränkt, weil sie nach der Operation den Stuhlgang noch nicht gut regulieren kann und auf eine Toilette in der Nähe angewiesen ist.
Als berentete Kinderkrankenschwester kennt sie sich im medizinischen Bereich aus und konnte sich zum Beispiel Thrombosespritzen recht mühelos selbst geben. Margarete Reichle erzählt, dass bei ihr Ängste aufkamen, weil ihre Schwägerin an Darmkrebs verstorben sei. Seit ihrer eigenen Krebsdiagnose seien ihr viele Gedanken über Tod und Sterben gekommen. Sie möchte auch ihre Beerdigung bereits im Vorfeld klären und hat vor, eine Patientenverfügung zu erstellen.
Als große Unterstützung empfindet Margarete Reichle ihren Sohn, der sie immer wieder aufbaut, auch wenn sie einmal der Mut verlässt. Auch ihre Nachbarin, die selbst an Krebs erkrankt ist, ist für Margarete Reichle eine gute Gesprächspartnerin. Wichtig ist ihr außerdem, sich mit ihrer Schwester austauschen zu können und ihre Enkelkinder aufwachsen zu sehen.
Das Interview wurde im Herbst 2012 geführt.
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