Die Erfahrungen von Julia Weithe

Portrait Julia Weithe ist zum Zeitpunkt des Interviews 29 Jahre alt und lebt mit ihrem Partner zusammen. Im Oktober 2022 wurde bei ihr Darmkrebs diagnostiziert. Sie bekam nach der OP ein Stoma, das bereits rückverlegt wurde. Sie lernt seitdem, mit den Veränderungen ihres Lebens umzugehen und ihren Alltag mit höchstmöglicher Lebensqualität weiterzuleben.

Julia Weithe erlebte bereits seit Jahren Reaktionen ihres Darms auf Stress. 2022 kamen jedoch heftige, blutige Stuhlgänge hinzu. Bei einer Darmspiegelung wurden im Oktober 2022 bösartige Polypen gefunden, die operativ entfernt werden konnten. Da es während der OP zu Komplikationen kam, erfolgte eine Notfall-OP. Dabei bekam Julia Weithe ein temporäres Stoma. Dies war für sie sehr beängstigend und überforderte sie. Das Pflegepersonal sowie ihre Eltern und ihr Freund waren ihr insbesondere in dieser Zeit eine große Stütze.

In der Anschlussheilbehandlung lernte Julia Weithe den Umgang mit dem Stoma und nutzte die Zeit dort, sich um ihren Körper und dessen Heilung zu kümmern. Die Rückverlegung des Stomas fand wie geplant statt und war aufgrund ihres jungen Alters von Beginn an Ziel der Ärzt*innen. Ihr Darm musste sich jedoch zunächst wieder an die regulären Verdauungsprozesse gewöhnen. Mithilfe gezielter Physiotherapie konnte Julia Weithe ihren Schließmuskel stärken.

Julia Weithe hat weiterhin mit Verdauungsstörungen und Bauchschmerzen zu kämpfen. Dennoch hat sie gelernt, im Alltag auf ihren Darm zu hören. Dabei orientierte sie sich an seinen Bedürfnissen, passte die Ernährung an und bewegte sich viel. Julia Weithe empfiehlt anderen Betroffenen, geduldig zu sein und selbst auszuprobieren, was ihnen hilft. Ihr hilft beispielswiese Fencheltee, um Blähungen zu reduzieren. Podcasts lenken sie darüber hinaus von Schmerzen ab.

Als besonders hilfreich empfindet sie die psychoonkologische und -therapeutische Betreuung. Julia Weithe weiß heute, dass sie selbst die wichtigste Person in ihrem Leben ist. Sie achtet auf sich und nimmt Signale ihres Körpers aufmerksam wahr. So kann sie diesem die Zeit zum Heilen geben, aber auch Gefühle zulassen und reflektieren. Eine Maßnahme war, dass sie ihre Stunden reduziert und hierbei sehr viel Verständnis von ihren Kolleg*innen erlebt hat.

Julia Weithe hat sich mit ihrer Erkrankung auseinandergesetzt, indem sie Hilfe und Informationen, beispielsweise bei der (jungen) ILCO, gesucht hat. Für sie war Aufgeben zu keinem Zeitpunkt eine Option, da sie als junge Frau noch viel von der Welt sehen möchte und eine Familie gründen möchte, wenn sie sich vor allem körperlich dazu bereit fühlt.

Das Interview wurde im Juli 2023 geführt.

 

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