Die Erfahrungen von Iris Niebling
Zum Zeitpunkt des Interviews ist Iris Niebling 63 Jahre alt. Sie lebt alleine und hat eine Tochter, sowie eine erwachsene Enkeltochter. Bereits im Alter von 47 Jahren wurde bei ihr ein Analkarzinom diagnostiziert. Es folgten unzählige jahrelange Behandlungen, wobei Iris Niebling zwischenzeitlich immer wieder verkürzt in ihrem Beruf als Reisekauffrau arbeitete.
Die mehr als zehn Jahre dauernden Behandlungsphasen nahmen ihren Anfang in einer gynäkologischen Kontrolluntersuchung. Iris Niebling berichtet, keinerlei Anzeichen für Darmkrebs wahrgenommen zu haben. Sie sei ihrem Gynäkologen daher dankbar, dass er den Knoten am Rektum ertastete. Es wurden keine Metastasen oder Lymphknotenbefall festgestellt. Iris Niebling entschied sich bewusst gegen eine Operation, da sie kein Stoma bekommen wollte. Stattdessen wurden eine Chemotherapie und eine umfangreiche Bestrahlung durchgeführt. Der Tumor entwickelte sich dadurch auch zurück.
Die Folgeerscheinungen jedoch beschreibt Iris Niebling als das eigentliche Dilemma. Sie wurde von starken Schmerzen und Problemen mit dem Stuhlgang geplagt, so dass sie sich zahlreichen Operationen unterziehen musste. Bei einer der vielen Operationen musst letztlich doch ein künstlicher Darmausgang gelegt werden. Dies war für Iris Niebling ein Schock und sie drängte auf die Rückverlegung.
Als es nach mehreren abgelehnten Anfragen bei Ärzten doch zu einer Rückverlegung kam, waren die Folgeerscheinungen jedoch noch schlimmer. Iris Niebling schildert, dass durch die Behandlungen im Darmbereich alles verengt, verklebt und vernarbt war. Abhilfe sollte die Darmspülung schaffen, wodurch jedoch der Darm durchlöchert wurde und in einer Notoperation ein zweiter künstlicher Darmausgang gelegt werden musste. Es folgten weitere Operationen, unter anderem aufgrund häufiger Darmverschlüsse und zweier Tumore im Beckenbereich.
Iris Niebling akzeptierte schließlich das zweite Stoma und berichtet heute sogar von einer verbesserten Lebensqualität. Um den Umgang mit dem Stoma zu erlernen, bekam sie Hilfe bei der Selbsthilfegruppe, in der sie sich engagiert. So ist sie heute wieder sehr aktiv, bewegt sich viel und fährt in Urlaub. Dies sei kein Problem, solange sie ihre Versorgung mitnehmen könne, um die Darmspülung durchzuführen und die Blase zu katheterisieren.
Iris Niebling beschreibt ihre persönliche Krankheitsgeschichte als einen schweren Weg, den sie aber als Schicksal annehmen könne. So berichtet sie, dass die Erkrankung ihr Leben verändert habe und sie nun viele Dinge realistischer und bewusster wahrnehme. Bei der Bewältigung der Ereignisse halfen Iris Niebling besonders ihr positives Denken, sowie ihre Mitmenschen, eine aktive Informationssuche und das Vertrauen in die Ärzte.
Das Interview wurde im Frühjahr 2013 durchgeführt.
Alle Interviewausschnitte von Iris Niebling
Iris Niebling ist sicher, dass die Krebsentstehung nicht mit ihrer Ernährung zu tun haben kann.
Iris Niebling war es neben dem Körperlichen auch wichtig, dass ihre Seele wieder zu Kräften kam.
Iris Niebling wollte nicht, dass ihre Tochter sich zu große Sorgen macht.
Für Iris Niebling bedeutet Lebensqualität, dass sie sich als gesund sieht und am Leben Teil hat.
Iris Niebling versuchte mit Biofeedback und Beckenbodentraining, der Inkontinenz entgegenzuwirken.
Iris Niebling ist es nicht peinlich, bei Ärzt*innen nachzufragen, wenn sie etwas nicht versteht.
Iris Niebling suchte sich eine Selbsthilfegruppe und hat mit dem Stoma mehr Lebensqualität.
Iris Niebling fährt Fahrrad, kann es aber nicht tragen.
Iris Niebling entschied sich für ihren eigenen Weg, auch wenn dieser komplikationsreich war.
Iris Niebling hatte schwere Wunden am Gesäß.
Iris Niebling lebt ihr Leben heute bewusster und ist froh, wenn sie Dinge aktiv beeinflussen kann.