Die Erfahrungen von Gunther Kraft
Gunther Kraft ist 61 Jahre alt und lebt in einer festen Partnerschaft. Der bösartige Tumor wurde bei einer routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung festgestellt. Auf Grund der Folgen des Dickdarmkrebses wurde der frühere Lastkraftwagenfahrer vorzeitig berentet. Heute nimmt er sich mehr Zeit für persönliche Interessen.
Nach der überraschenden Diagnose war es Gunther Kraft wichtig, bald operiert zu werden. Daraufhin entschied er sich, statt einer zwölfwöchigen Kombinationstherapie aus Bestrahlung und Chemotherapie eine fünf Tage dauernde „Powerbestrahlung“ mit fünffacher Dosis durchführen zu lassen. Im Anschluss folgte die Operation, bei der zunächst kein Stoma angelegt werden musste.
Jedoch kam es wegen Komplikationen zu einer weiteren Notoperation, bei der die Einrichtung eines vorübergehenden künstlichen Darmausgangs unumgänglich war. Gunther Kraft fiel es sehr schwer, das Stoma zu akzeptieren, aber mit der Unterstützung seiner Partnerin kam er damit zurecht. Bei der anschließenden Chemotherapie entschied er sich für eine ambulante, tablettenbasierte Form. So musste er sich nicht wegen einer Portimplantation erneut operieren lassen und konnte lange Krankenhausaufenthalte umgehen. Nach acht von zwölf Zyklen brach Gunther Kraft die Therapie vorzeitig ab, um sein Stoma schnellstmöglich wieder loszuwerden.
In der Folgezeit arbeitete Gunther Kraft wieder in seinem Beruf als LKW-Fahrer, musste sich jedoch wegen eines Narbenbruchs sowie Beschwerden im Unterleib und einer Verwachsung des Leistengewebes mit der Blase weiteren Operationen unterziehen.
Gunther Kraft erzählt, dass er aufgrund der hohen Belastung an einer Depression erkrankte und stationär behandelt werden musste. Weil er nur eingeschränkt arbeiten konnte und lange Zeiten krankgeschrieben war, fühlte er sich unter großem Rechtfertigungsdruck. Schließlich entschied er sich, trotz finanzieller Einbußen in Rente zu gehen. Er berichtet, dass er die Berentung letztlich befreiend fand.
Aus heutiger Sicht findet er, dass er sich nach der ersten Darmkrebsoperation zu viel zugemutet habe in der Annahme, trotz der Erkrankung ganz „der Alte“ zu sein. Gunther Kraft vermutet, dass er seine Depression hätte vermeiden können, wenn er sich mehr auf seine neue Lebenssituation eingelassen hätte. Daher rät er anderen Betroffenen, sorgsam mit sich selbst umzugehen und sich die notwendige Zeit im Umgang mit der Krankheit zu nehmen.
Gunther Kraft machte die Erfahrung, dass er wegen seiner Krankheit sein Leben überdenken musste. Heute lebt er intensiver in der Beziehung zu seiner Partnerin und nimmt sich mehr Zeit für sich selbst. Er unternimmt Ausflüge, macht mehr Sport und findet darin neue Lebensfreude.
Das Interview wurde im Winter 2012 / 2013 geführt.
Alle Interviewausschnitte von Gunther Kraft
Gunther Kraft denkt, dass der Krebs mit seinem früheren Innenleben zu tun gehabt habe.
Gunther Kraft empfand die rektale Untersuchung als unangenehm.
Gunther Kraft unterzog sich vor der Operation einer Fünf-Tage-'Powerbestrahlung'.
Gunther Kraft entschied sich für eine Chemo in Tablettenform.
Gunther Kraft halfen Sonne und Sport auch während der Chemotherapie.
Gunther Kraft hatte sich vor dem Krebs gefühlt wie Siegfried in der Sage.
Gunther Kraft veränderte sich psychisch und musste in die Psychiatrie.
Als er in Rente war, wurde eine weitere Reha bei Gunther Kraft abgelehnt.
Gunther Krafts Söhne wollten nicht wahrhaben, einen hilflosen Vater zu haben.
Für Gunther Kraft wurde der psychische Druck zu groß, so dass er eine schwere Depression bekam.
Gunther Kraft halfen seine früheren Heldenträume, durchzuhalten.
Für Gunther Kraft ist der Krebs weder Freund noch Feind, aber ein Begleiter im Leben.
Gunther Kraft findet, die Krankenkassen sollten die Ärzt*innen und Pflege nicht unter Druck setzen.
Gunther Kraft hatte Galgenhumor.
Gunther Kraft brach seine Chemotherapie ab, um das Stoma wieder loszuwerden.
Gunther Kraft machte Witze über seinen Darm und stellte fest, dass dieser schmerzunempfindlich ist.
Gunther Kraft trickste seinen Darm mit einem feuchten Lappen aus.
Gunther Kraft schildert, was er in seinem „Notpaket“ bei sich hatte.