Anna Rusch fühlte sich von ihrem Arzt nicht ernst genommen.
In der Klinik, wo ich jetzt operiert werde. Ich war ja in der Onkologie. Und da war ein Professor, der meinte auch, er ist der Allerschönste, der Allergrößte. Und war sicherlich ein guter Onkologe, aber menschlich war er eine absolute Niete. Das habe ich ihm auch gesagt. Das habe ich ihm gesagt, weil ich habe also praktisch meine Chemo wechseln müssen. Und da waren die Nebenwirkungen, dass praktisch Durchfall sein könnte. Und davor hatte ich Angst und habe gebeten. Ambulant war ich erst in der Onkologie unten. Und da sagten mir die Schwestern dann: „Lassen Sie das doch bitte stationär machen und denn wenn Sie Durchfall haben, dann kriegen Sie eine Infusion. Dann wird der Wasser, der Haushalt aufgebaut und Sie fühlen-. Und lassen Sie sich erstmal ein bisschen aufbauen.“ So. Und dann habe ich eine Einweisung bekommen von meinem niedergelassenen Arzt. Und man hat mir dann das Zimmer zugewiesen nach drei Stunden. Und dann lag ich da bis Nachmittag. Es rührte sich nichts. Es kam nichts.
Und um sechs Uhr dann, mutterseelenalleine. Es kam keine Schwester, es kam niemand. Dann kam eine Schwester und da habe ich gesagt: „Ja, sagen Sie mal, ich soll, ich bin hier, um aufgebaut zu werden.“ Ich sage: „Ich soll die neue Chemo bekommen. Wie sieht das denn aus?“ Und: ja, sie hört nach. Vergeht wieder eine Stunde. Es war wieder nichts. Und dann nachts fangen sie an, dann habe ich Kochsalzlösung gekriegt. Am nächsten Tag Nachmittag kam der Professor. Und vorher hatte man mir die Chemo angeschlossen. Und dann sagte er zu mir: „Ach, Frau [Name der Erzählerin], sind Sie wieder da? Haben Sie wieder Lust auf mein Hotel?“ Ich gucke ihn an. Habe ich gedacht, das ist jetzt ein Witz. Ich war erstens mal stinkesauer, weil ich da wirklich sinnlos lag. Und am Montag kam er dann. Also das war am Freitag. Samstag, Sonntag, Montag bin ich dann, sollte ich entlassen werden. Dann kam er mit seinem ganzen Stab. Und dann sagte er zu mir: „Sie machen ja so ein böses Gesicht.“. Da habe ich gesagt: „Ich mache kein böses Gesicht. Ich mache nur ein enttäuschtes Gesicht.“ Ich sage: „Wissen Sie, wenn Sie mir sagen, ich hätte wieder Lust auf Ihr Hotel, dann muss ich sagen, dann sind Sie also wirklich für mich als Arzt, der auf die Psyche eines Patienten eingehen soll, absolut unfähig, das zu erkennen.“ Ich sage: „Sie mögen ein guter Onkologe sein. Aber von der Psyche eines Krebskranken haben Sie keine Ahnung.“ Dann ist er rausgegangen und hat seine Oberärztin geschickt und hat gesagt, er möchte also praktisch mit mir in diesem Ton nicht reden. Er möchte mich sozusagen, von mir Abstand nehmen. Und dann kam die Oberärztin und dann habe ich ihr das auch gesagt. Ich habe gesagt: „Wissen Sie, diese psychologische Behandlung hier, die passt mir überhaupt nicht. Und die ist auch nicht gewinnbringend für mich.“ Ich sage: „Das werde ich auch jedem erzählen.“ Und ich sage: „Ich bin jetzt hier seit ungefähr einem Jahr oder eineinhalb Jahren. Ich werde ständig herumgereicht. Ambulant habe ich bestimmt fünf Ärzte gesehen, die keine Ahnung von meiner Krankheitsgeschichte oder Verlauf hatten, die immer wieder erst reinguckten, wenn ich da saß.“ Einen Besprechungstermin hatten sie, nachdem Sie die Chemo hatten, eine Woche später. Also es war ein Ablauf, das war einfach nicht, für einen Patienten unmöglich, ja. Und diese Oberärztin, die hat mir auch zugegeben, dass sie in ihrer Ausbildung zwar über alle Substanzen Bescheid wissen, aber Psychologie überhaupt nicht dabei vorkam. Also die haben alle keine Ahnung gehabt praktisch, wie sie einen krebskranken Patienten anfassen sollten, wie sie auf den eingehen sollten.