Erfahrungen mit Ärzt*innen
Menschen mit chronischen Schmerzen haben bei der Suche nach der richtigen Diagnose oder im Rahmen der Behandlung mit vielen Ärzt*innen und Therapeut*innen zu tun. Unsere Erzählenden berichten von sehr unterschiedlichen Erfahrungen mit Fachleuten. Viele beschreiben eine Odyssee von einer*m Ärzt*in zum nächsten, bis sie eine*n Ärzt*in fanden, der ihnen weiterhelfen konnte (siehe auch „Möglichkeiten und Grenzen der Medizin“).
Als sehr positiv schildern die Erzähler*innen die Erfahrungen mit Ärzt*innen, die sich für sie engagieren, denen sie vertrauen und bei denen sie das Gefühl haben, sie sehen nicht nur die Krankheit vor sich, sondern den ganzen Menschen. Nadine Thiel fühlt sich von ihrem behandelnden Schmerztherapeuten sehr gut betreut und kann mit ihm über alles reden. Eine vertrauensvolle Beziehung zum*zur behandelnden Ärzt*in, in der es auch erlaubt ist, Gefühle zu zeigen, beschreiben einige Erzählende als sehr hilfreich besonders in Krisenzeiten.
Julia Bode ist sehr froh über die Zusammenarbeit mit ihrem Gynäkologen.
Ursula Bach ist begeistert von ihrem Arzt, der sich sehr für sie engagierte.
Als besonders wichtig beschreiben viele Erzähler*innen, dass sich der*die behandelnde Ärzt*in Zeit nimmt und zuhört. Vielen Erzähler*innen ist bewusst, dass es in der heutigen Zeit mit knappen Ressourcen und Budgetierung der Leistungen für die Ärzt*innen nicht einfach ist. Umso positiver erleben sie es, wenn sich ein*e Ärzt*in dennoch Zeit nimmt.
Eines der wichtigsten Themen bei den Erfahrungen mit Ärzt*innen ist für unsere Erzähler*innen die Frage, ob sie mit ihren Schmerzen von den behandelnden Ärzt*innen ernst genommen werden. Hier sind die Erfahrungen sehr unterschiedlich: viele erlebten, dass Ärzt*innen ihre Beschwerden herunterspielten oder ihnen sogar unterstellten, dass sie die Schmerzen simulieren. Teilweise berichten die Erzähler*innen, dass es für sie schwierig ist, die Schmerzen, die nicht sichtbar oder messbar sind, glaubhaft zu vermitteln (siehe auch "Über Schmerzen reden").
Einige Erzähler*innen erlebten, dass ihre Schmerzen als rein psychisch bedingt eingestuft wurden und ihre eigene Wahrnehmung, dass auch körperliche Faktoren beteiligt seien, ignoriert wurde (siehe auch "Ursachensuche und Diagnose").
Weitere Erzählende berichten jedoch, dass sie inzwischen einen Arzt gefunden haben, der sie ernst nimmt.
Fast alle Endometriose Patientinnen berichten, dass ihnen von ärztlicher Seite geraten wurde schwanger zu werden, dann würden die Schmerzen weggehen.
Martin Sander freut sich über die Kommunikation „auf Augenhöhe“ mit seinem Hausarzt.
Einige Erzähler*innen schildern verletzende oder demütigende Erfahrungen mit Ärzt*innen. Andrea Müller wurde von einem Arzt aufgefordert, mehr Sport zu machen, als sie sich in einer Phase ihres Rheumas kaum bewegen konnte. Sie empfand es als sehr verletzend, dass ihr vermittelt wurde, sie sei selber schuld an ihrer Situation und müsse halt mehr tun.
Wie und welche Behandlung durchgeführt wird, ist oft das Ergebnis der gemeinsamen Aushandlung zwischen Ärzt*in und Patient*in. Unsere Erzähler*innen berichten, wie wichtig ihnen eine gleichberechtigte Zusammenarbeit ist. Auch die Anerkennung der eigenen Krankheitsbewältigung beschreiben einige Erzähler*innen als sehr wichtig.
Selbstkritisch bemerken einige Erzählende, dass sie erst lernen mussten, offen zu sein und zu formulieren, was ihnen wichtig ist, da der oder die Ärzt*in darauf angewiesen ist. Manche Erzählende schildern, wie sie sich selbst die Therapien zusammensuchten, da kein*e Ärzt*in ihnen erklären konnte, wie man die Erkrankung behandeln soll.
Kerstin Meck hat viele unterschiedliche Erfahrungen mit Ärzt*innen gemacht.
Als sehr positiv beschreiben einige Erzähler*innen, dass ihre Ärzt*innen offen seien, Neues von ihnen als Patienten zu lernen und auch bereit seien, Fehler einzugestehen oder sich hinterfragen zu lassen. (siehe auch „Botschaft an die Fachleute“ )