Operationen und Eingriffe
Viele unserer Erzählenden wurden im Laufe ihrer Krankheitsgeschichte mit der Frage konfrontiert, ob sie sich operieren lassen sollen, um die Schmerzen besser in den Griff zu bekommen.
Die Frage, ob eine Operation hilfreich sein kann, und welche Art von Eingriff überhaupt in Frage kommt, hängt natürlich sehr stark von der Diagnose sowie individuellen Risiken und Gegebenheiten ab.
Im Bereich der Rückenschmerzen werden häufig Versteifungen der Wirbelsäule (Spondylodese) vorgeschlagen und bei Bandscheibenvorfällen die Entfernung verlagerten Bandscheibenmaterials zur Druckentlastung (durch Nukleoplastie oder eine Standarddiskektomie). Bei einigen unserer Interviewpartner*innen wurde auch das Freifräsen von eingeengten Nervenkanalstellen in der Wirbelsäule vorgeschlagen.
Dazu gibt es verschiedene andere Eingriffe, bei denen Nerven entlastet oder durchtrennt werden, um eine Verbesserung der Schmerzsituation zu erreichen.
Einigen unserer Interviewten wurde die Implantation eines Rückenmarkstimulators vorgeschlagen, eine Methode, die jedoch nur bei bestimmten Diagnosen in Frage kommt kommt (siehe hierzu Thementext „Rückenmarksstimulation“).
Gelenkschmerzen, die durch Verschleiß entstanden sind (z.B. in Hüfte, Schulter oder Knie), können bei manchen Betroffenen über den operativen Einsatz von Endoprothesen gelindert oder sogar behoben werden.
Die Entscheidung für oder gegen eine OP kam sehr unterschiedlich zustande: Einige Erzählende berichten, dass sie gar keine Wahl hatten, sondern die Ärzt*innen entschieden, dass die Operation sofort durchgeführt werden müsse, da es sonst zu bleibenden Lähmungen und Nervenschädigungen käme (z.B. bei bestimmten Bandscheibenvorfällen).
Einigen wurde aufgrund persönlicher Risiken von den Ärzten abgeraten, sich operieren zu lassen.
Andere berichten von einem längeren Entscheidungsprozess für oder gegen einen operativen Eingriff. Dabei spielen auch frühere Erfahrungen eine Rolle:
Die Hoffnung, dass sich etwas bessern könnte, wenn der momentane Zustand als unerträglich erlebt wird, kann ebenfalls zur Entscheidung für eine OP beitragen, auch wenn es keine Garantie für Erfolg gibt
Tanja Werner half die Hoffnung auf Schmerzfreiheit, sich keine Sorgen wegen der Operation zu machen.
Katrina König wurde einmal operiert und ist seitdem weitestgehend schmerzfrei.
Die Entscheidung für oder gegen eine Operation wird von vielen als nicht einfach beschrieben. Besonders erschwert wird die Entscheidung, wenn die Empfehlungen mehrerer Ärzt*innen sich widersprechen. Petra Andresen berichtet, dass am Abend vor der geplanten Operation der Arzt zu ihr ans Bett kam und sagte: „Wenn wir die Hüfte jetzt rausnehmen und sie war gar nicht die Ursache der Schmerzen, dann haben wir ein großes Verbrechen begangen.“ Daraufhin wurde die Operation abgesagt und Petra Andresen fand andere Behandlungsoptionen.
Anna Wagner wurden unterschiedliche Empfehlungen gegeben, und sie musste sich selbst entscheiden.
Der Erfolg eines operativen Eingriffs kann sehr unterschiedlich aussehen. So berichten einige unserer Interviewpartner*innen nach Wirbelsäulenoperationen von einer Verbesserung der Schmerzsituation zumindest für eine bestimmte Zeit, bei anderen trat dieser Erfolg nicht ein.
Jennifer Pohl berichtet von neuen Schmerzen nach der Operation.
Bei einigen hielt die Verbesserung nicht auf Dauer an. Bei manchen kam es während oder nach der Operation zu Komplikationen. Diese können entweder aufgrund eines nie ganz auszuschließenden Risikos auftreten, oder durch individuelle Veranlagungen des Einzelnen bedingt sein. Zwei Frauen berichten wie die Operationen an ihren Tumoren chronische Schmerzen erst auslösten.
Andere Endometriose Patientinnen erzählen, dass bei ihnen die Operationen zu neuen Schmerzen im unteren Rücken führten, sowie schmerzenden Vernarbungen.
Maja Geissler erfährt nach ihrer Operation neue Schmerzen, die sie vorher nicht erlebte.