Die Erfahrungen von Petra Andresen
Petra Andresen ist 56 Jahre alt. Sie lebt alleine und hat zwei erwachsene Kinder. Ihren Beruf als selbstständige Kosmetikerin kann sie wegen ihrer massiven Rückenschmerzen nicht mehr ausüben.
Petra Andresen erzählt, dass sie als Kleinkind einen nicht beachteten Unfall gehabt und daraufhin wohl eine Fehlhaltung entwickelt habe. Sie habe sich auch als Kind und Jugendliche schon sehr wenig körperlich betätigt. Bei ihrer ersten Schwangerschaft mit 32 Jahren traten massive Rückenschmerzen auf.
Petra Andresen suchte verzweifelt über Jahre hinweg viele verschiedene Ärzte auf, bis schließlich in einer Spezialklinik eine Nekrose des Hüftkopfs mit kompletter Fehlstellung ihrer Wirbelsäule als Ursache der Schmerzen festgestellt wurde.
Weder ein Hüftkopfersatz noch Infiltrationen brachten eine Schmerzverbesserung. Besuche bei einem Chiropraktiker, Schmerzmediziner und einer Atlas-Logistin führten teilweise zu kurzfristiger Linderung. Wieder aufkommende Schmerzen versuchte Petra Andresen mit selbst verordneten Schuherhöhungen einzudämmen, um ihre Wirbelsäulenfehlstellung auszugleichen, was aber die Schmerzen noch verschlimmerte. Die Beschwerden nahmen über die Jahre so stark zu, dass Petra Andresen ihrem geliebten Beruf als selbstständige Kosmetikerin nicht mehr nachgehen konnte.
Die dauerhaft anhaltenden quälenden Schmerzen brachten Petra Andresen schließlich an den Rand ihrer Belastbarkeit. Nach einem Suizidversuch begab sie sich in eine stationäre psychosomatische Behandlung, wo sie die Zusammenhänge zwischen ihrem Schmerzerleben und ihrer psychischen Belastung betrachtete. Dies half ihr sehr, besser mit ihrer Situation umzugehen. Erst seit der psychosomatischen Behandlung nimmt sie Morphium, ein Antidepressivum und ein Beruhigungsmittel. Sie berichtet, dass sie die Schmerzen besser verarbeiten könne, wenn sie ruhiger sei.
Da für Petra Andresen ihr Beruf auch ihr Hobby ist, fällt es ihr sehr schwer, zu akzeptieren, dass sie diesem nicht mehr nachgehen kann und nun ihren Alltag völlig neu gestalten muss. In der schlimmsten Zeit konnten auch ihre Familie und ihre Freunde nicht mehr mit ihr und ihren Schmerzen umgehen. Teilweise zogen sich ihre Freunde zurück. Doch ein paar wenige enge Freundschaften sind geblieben, die sie sehr unterstützen.
Seit der psychosomatischen Behandlung ist Petra Andresen auf dem Weg der Besserung. Kleine Strecken kann sie nahezu wieder schmerzfrei gehen. Sie hat ihre Lebensfreude wieder gewonnen, hat wieder Spaß an ihrer Umwelt und macht Zukunftspläne.
Das Interview wurde im
Herbst 2009 geführt.