Die Erfahrungen von Peggy Reichel
Peggy Reichel ist zum Zeitpunkt des Interviews 57 Jahre alt, verheiratet und hat drei erwachsene Töchter. Sie arbeitet mit einer Viertelstelle in einem Büro. Mit 19 Jahren wurde ihr die Diagnose Endometriose gestellt.
Ihre erste Periode erlebte Peggy Reichel mit 12 Jahren und bemerkte direkt starke Schmerzen. Nach Austausch mit ihren Freundinnen wurde ihr bewusst, dass sie viel stärkere Menstruationsschmerzen erlebte. Mit 13 Jahren wurde sie das erste Mal durch ihre Periode ohnmächtig und suchte Hilfe bei einer Gynäkologin, die die Schmerzen jedoch als normal absprach. Bis zu ihrem 19. Lebensjahr bewältigte Peggy Reichel ihre Beschwerden mit Hilfe von Schmerzmitteln und einer Wärmflasche.
Als sie in einer Eisdiele jobbte, wurde sie wie bereits viele Male zuvor ohnmächtig und wurde in eine Klinik gebracht. Dort wurde eine Laparoskopie durchgeführt und die Diagnose Endometriose gestellt. Anschließend wurde sie durch den Klinikarzt mit Steroiden behandelt, welches mehrere Jahre ihre Schmerzen linderte. Im Studium bemerkte Peggy Reichel immer mehr Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, eine tiefere Stimme, eine Vergrößerung ihres Kehlkopfes und stärkeren Haarwuchs im Gesicht sowie eine Zunahme der Muskelmasse. Aufgrund einer zu starken androgynen Erscheinung entschied sie sich mit 23 Jahren dazu, die Behandlung mit Steroiden abzubrechen.
Mit 25 Jahren heiratete sie ihren Mann und beide hegten einen Kinderwunsch, weswegen sie eisprungfördernde Medikamente einnahm. Ihre Endometriosebeschwerden nahmen wieder zu, sodass sie 10 Tage im Monat nicht arbeitsfähig war. Als sie mit 28 immer noch nicht schwanger wurde, ging sie zu einer Infertilitätssprechstunde. Anschließend wurde nochmals eine Laparoskopie durchgeführt, bei der ihre Eileiter durchgängig gemacht wurden. Vier Wochen später hielt Peggy Reichel einen positiven Schwangerschaftstest in ihrer Hand.
Die Schwangerschaft verlief frei von Endometriosebeschwerden und 6 Monate, nachdem ihre erste Tochter geboren war, wurde Peggy Reichel erneut schwanger. Zwei Monate nach der Geburt ihrer zweiten Tochter begannen die Schmerzen jedoch wieder. Zuerst versuchte sie diese mit der Verhütungspille in den Griff zu bekommen, bekam davon jedoch zu starke Nebenwirkungen wie Migräne und eine depressive Verstimmung. Anschließend ließ sie sich die Spirale einsetzen, welche nach 4 Jahren jedoch operativ entfernt werden musste. Als Peggy Reichel anschließend mit ihrer dritten Tochter schwanger wurde, ließ ihr Mann eine Vasektomie durchführen, da sie selbst aufgrund ihrer Erfahrungen weder hormonell, noch mit einer Spirale verhüten wollte.
Da nach der Geburt ihrer dritten Tochter ihre Endometriosebeschwerden anhielten, ließ sich Peggy Reichel operativ das vorhandene Endometriosegewebe entfernen. Dieses hatte bereits mehrere Organe befallen. Nach der Operation verspürte sie nervliche Beschwerden und dauerhafte Nervenschmerzen, wodurch auch die Funktion ihrer Blase stark eingeschränkt wurde. Im Jahr 2017 ließ sie sich dann Gebärmutter und –hals sowie ihre Eileiter entfernen. Da auch ihr Darm betroffen und seine Funktion stark eingeschränkt war, mussten Verwachsungen mittels einer Bauchspiegelung entfernt werden. Peggy Reichel besitzt mittlerweile einen Schwerbehindertenausweis von 30 Prozent.
Gegen ihre Schmerzen benutzt sie gerne eine Shakti Matte mit Stacheln, Tensgeräte und Faszienrollen. Außerdem helfen ihr ihre vegane Ernährung, Yoga, Mediation und Ballett. Peggy Reichel nimmt auch psychologische Hilfe in Anspruch.
Ihre älteste von drei Töchtern leidet auch an Endometriose, weswegen Peggy Reichel sich Vorwürfe macht, diese Krankheit an ihre Tochter vererbt zu haben. In einer Reha, die sie 2017 besuchte, lernte sie andere Betroffene kennen, mit denen sie sich bis heute gerne austauscht. Peggy Reichel wünscht sich eine gesunde Zukunft, dass ihre Töchter Mütter werden können und hofft, dass die Forschung zur Endometriose in den nächsten Jahren voranschreitet.
Disziplin und Regelmäßigkeit helfen Peggy Reichel durch den Alltag zu kommen.
Peggy Reichel beschreibt warum die Diagnose befreiend und belastend zugleich war.
Peggy Reichel fand es schwierig sich ständig die Leiden der anderen anzuhören.
Peggy Reichel muss den Austausch mit anderen wohl dosieren.
Peggy Reichel wurde die Möglichkeit einer Therapie erst sehr spät angeboten.