Marion Zimmermann fühlt sich oft ohnmächtig, weil die Migräne nicht kontrollierbar ist.
Gab es denn einen Zeitpunkt, an dem Sie das Gefühl hatten, da wurde Ihnen klar, das geht nicht so einfach schnell wieder weg, da findet man keine schnelle Lösung?
Also die ersten zehn Jahre, wo es eben noch nicht so schlimm war, habe ich immer gedacht, ich kriege das irgendwie noch hin. Aber dann, als es so massiv wurde, in der Zeit mit diesem Problem mit dem Schulleiter, da war mir schon klar, dass das irgendwie ein Selbstläufer ist, dass ich da nichts mehr hinkriege, sondern dass da irgendwie ein Muster abläuft, was ich nicht mehr steuern kann.
Und wie ist das Gefühl?
Blöd. Ja, also ohnmächtig und insgeheim manchmal auch Zorn darauf, dass mir mein Kopf da immer so dazwischenfunkt und ich da nichts dagegen tun kann, selbst wenn ich bereit bin, auf Vieles zu verzichten oder mein Leben ganz geordnet und geregelt verlaufen zu lassen und trotzdem haut es nicht hin.
Dann denke ich immer: Was soll ich denn noch alles machen? Also Alkohol oder so was trinke ich ja überhaupt nicht mehr. Ich kucke, dass ich nicht zu scharf esse, nicht zu fett esse, aber- ja es geht da auch viel an Lebensqualität verloren.
Das ist ja auch so eine Sache: wenn man weg geht oder eingeladen worden ist, dass ich dann schon was gesehen habe und gedacht habe, nein, eigentlich kannst du das nicht essen, sonst kriegst du wieder Migräne. Mousse au chocolat oder Schokolade soll ja auch- und so.
Neulich habe ich einer Freundin eine Email geschickt und habe gesagt: „Eigentlich sollte ich ganz exzessiv leben, dann wüsste ich wenigstens, woher die Migräne kommt. Also schlimmer kann es ja eigentlich nicht werden, warum verzichte ich dann auf diese Dinge, die das Leben schön machen oder angenehmer machen, vielleicht ist das der Schlüssel, vielleicht sollte ich mal so ansetzen.“