Die Erfahrungen von Lara Voigt
Lara Voigt ist zum Zeitpunkt des Interviews 32 Jahre alt und in einer Beziehung. Sie hat keinen Ausbildungsabschluss und bezog vorerst ab 2019 für drei Jahre Hartz IV, mittlerweile eine Grundsicherung durch das Sozialamt, da sie aufgrund ihrer chronischen Schmerzen in Form von Endometriose und Fibromyalgie nicht arbeiten gehen kann.
Schon in ihrer frühen Kindheit litt Lara Voigt unter verschiedensten Schmerzen, die unerklärlich waren und auch nach Arztbesuchen keine Befunde aufwiesen. Die Schmerzen wurden ihr von ihrer Familie nach und nach immer mehr abgesprochen. Als sie mit 15 ihre erste Periode bekam, verspürte sie bereits sehr starke Schmerzen. Diese nahm sie selbst sehr ernst und suchte nach Hilfe bei ihrer Gynäkologin. Dort wurde ihr nur eine hormonelle Therapie vorgeschlagen. In der Zeit von ihrem 15. bis zu ihrem 25. Lebensjahr erhielt sie kaum Hilfe und keine ärztliche Behandlung ihrer Symptome und litt somit an ihren Schmerzen die periodenbegleitend auftraten. In dieser Zeit fühlte sie sich von Ärzt*innen nicht verstanden und beachtet, wodurch sie zeitweise selbst zu Alkohol und Zigaretten griff, um ihren Schmerz zu lindern.
Das Leben mit ihren Schmerzen erschwerte ihr auch den Bildungsweg, wodurch sie die Schule nach der Fachhochschulreife beenden musste und keine Ausbildung anfangen konnte, obwohl sie den Wunsch hegt, ein Abitur sowie ein Studium anzugehen. Sie durchlief viele Minijobs und stieß auch dort oft auf Unverständnis für ihre Schmerzen. Erst als ihr durch eine Kollegin eine Gynäkologin empfohlen wurde, wurde sie an eine Fachklinik weitervermittelt. Dort wurde nach einer Bauchspiegelung festgestellt, dass 97 Prozent ihres Unterbauches von Endometrioseherde befallen war, unter anderem auch ihre Blase und ihr Dünndarm. Diese Herde wurden direkt im Anschluss entfernt und sie verspürte eine direkte Besserung. Nachdem sie dann die Diagnose Endometriose in der Hand hielt, war Lara Voigt erleichtert, da sie nun einen Beweis für ihre Schmerzen, die für andere unsichtbar waren, hatte und eine gewisse Kontrolle zurückgewann. Aufgrund einer hormonellen Therapie mit einer Verhütungspille, bei der die Menstruation ausbleibt, lebt Lara Voigt mittlerweile frei von Schmerzen bezüglich der Endometriose.
Im Jahr 2020 hatte Lara Voigt so starke Schmerzen in Armen und Beinen, sodass sie tagelang nur im Bett liegen konnte. Als sie kurz darauf bei einem Rheumatologen untersucht wurde, diagnostizierte dieser ihr Fibromyalgie. Diese äußert sich vor allem in Form des Restless-Leg-Syndroms. Nach der Diagnosestellung ging sie zur Wassergymnastik, machte eine psychosomatische Reha, nahm Medikamente und stellte ihre Ernährung um. Besonders beeinträchtigend sind die schlaflosen Nächte, die Lara Voigt durch das RLS wöchentlich durchlebt. Diese hindern sie auch daran, einen geregelten Alltag zu führen.
Durch die nicht vorhandene Hilfe von Familie und Ärzt*innen hat Lara Voigt auch in ihrer psychischen Gesundheit viele Baustellen, an denen sie bereits seit mehreren Jahren arbeitet und von einer Besserung spricht. Seit ihrem 18. Lebensjahr war sie immer wieder in Psychotherapien, hatte zwei stationäre Aufenthalte, in einer Gesprächstherapie und Verhaltenstherapie. Derzeit besucht sie zwei Mal in der Woche eine Traumatherapie, da sie aufgrund der jahrelangen Nicht-Behandlung ihrer Schmerzen eine Komplexe Posttraumatische-Belastungsstörung entwickelt hat.
Besonders im Internet lernt Lara Voigt gerne neue Leute kennen und tauscht sich mit anderen Betroffenen über ihre psychische sowie physische Gesundheit aus. Auch ihr Partner stellt eine weitere wichtige Unterstützung für sie dar und begegnet ihr mit sehr viel Verständnis. Lara Voigt bezog seit 2019 vorerst Hartz IV durch das Jobcenter, inzwischen aber eine Grundsicherung durch das Sozialamt, da das Jobcenter nach 3 Jahren nicht mehr für sie verantwortlich ist. Sie verbringt ihre Zeit ehrenamtlich in einem Tierheim, Live-Streamen im Internet und besucht außerdem eine Schauspielschule. Um ihre Gesundheit weiterhin zu fördern geht sie mehrfach in der Woche in ein Fitnessstudio und verwöhnt sich mit gesundem, selbst gekochtem Essen.
Die Mitte zwischen Bewegung und Ruhe zu halten, findet Lara Voigt oft schwierig.
Lara Voigt erzählt, wie schlecht ihr Umfeld ihre Schmerzen begreifen konnte.
Lara Voigt hat sich gezielte Hobbies gesucht die für sie machbar sind.
Lara Voigt findet es wichtig sich selbst ernst zu nehmen und sich zu vertrauen
Lara Voigt hat Verständnis für beide Seiten im Ärztinnen - Patientinnen Verhältnis.
Lara Voigt wünscht sich irgendwann doch noch studieren und arbeiten zu können.