Holger Ziegler hat sich immer weiter von Familie und Freunden abgekapselt.
Holger Ziegler: Man ist in so einer Tretmühle drin, wo man nicht rauskommt, weil man eigentlich den Ausgang nicht sieht. Ne, weil man einfach nicht merkt, naja, okay die anderen sondern dich ja nicht aus, du sonderst dich ja selbst aus. Und das ist eigentlich das Gefährliche, weil man irgendwo alleine sitzt und nicht klarkommt und eigentlich nicht rauskommt, weil man keinen hat, der einem einen Anstoß gibt oder sagt, okay, ich habe jetzt noch das, das ist noch Lebenszeit, das möchte ich jetzt noch machen. Und da rauszukommen, ist natürlich schwierig, wenn man da nicht diese Hilfe durch die Psychosomatik oder Psychologin oder wie auch immer hat, oder aus dem Freundeskreis oder Bekanntenkreis. Ja, aber die wollen dann auch nichts mehr mit einem zu tun haben. Ich habe einen Kumpel, der hat sich dann immer wieder gemeldet. "Komm, wir fahren mal an den See im Wohnwagen, machen eine Woche da Urlaub." "Nein, und öhh". Aber ob du hier sitzt oder da mit jemandem ans Wasser fährst.
Interviewer*in: Aber es gab Freunde die es immer wieder versucht haben und wieder versucht haben Sie da rauszuholen?
Holger Ziegler: Genau. Rauszuholen, ja. Das ist eigentlich das Wichtigste. Ja, und man stumpft ja auch ab. Man will es ja gar nicht mehr sehen oder fühlen und so. Das ist eigentlich so, was ich in diesen schlechten Jahren, sag ich mal, für mich selbst erlebt habe. Das ist aber das, was ich daraus gemacht habe. Das hat ja kein anderer gemacht. Die haben mich ja nicht weggestoßen. Sondern ich habe die ja weggestoßen. Ich habe mich ja selbst rausgestellt. Ich habe ja den Rückzug gemacht. "Naja, ich kann ja nicht." Und da versteift man sich ganz doll drinne, dass man nichts mehr kann, dass man nutzlos ist, dass man nicht mehr gebraucht wird, dass alles ohne einen geht. (atmet laut aus) Ja, und da steigert man sich rein. Und dann haut man sich natürlich raus und nimmt den Anker, wenn einer etwas verordnet und verschreibt. Das nimmt man dann und merkt gar nicht, dass man sich damit noch mehr ausknockt.