Beate Schulte hat ein großes Problem damit, ihre Schmerzen auf einer Skala einzuordnen.
Ich habe ein ganz großes Problem damit, wenn ich gefragt werde: „Nun sagen Sie doch mal, auf einer Skala von eins bis zehn: Wie hoch ist ihre Schmerzstärke?“ Hallo? Also, tut mir leid, aber erstens mal habe ich keine Skala im Kopf, von eins bis zehn. Es heißt ja immer, zehn ist der stärkste vorstellbare Schmerz. Ja, woher soll ich wissen, ob es nicht doch noch stärker geht? Erstens mal das, zweitens mal: Von da bis null, wo setze ich die Stufen?
Zweitens mal finde ich das auch unter dem Gesichtspunkt nicht so produktiv, dass auch ein, wie soll ich sagen, eine durchaus nicht allzu hohe Schmerzstufe, wenn sie über lange Zeit anhält, einen absolut mürbe machen kann. So dass man es dann als irgendwann als fünfundzwanzig empfindet, weil man sagt: Ich habe jetzt so die Schnauze voll. Das ist dann bei mir dann auch immer irgendwann mal der Fall, dann gehe ich wieder hier her.
Drittens mal geht es bei mir nicht nur um Schmerzen, sondern auch um die ganzen Begleiterscheinungen, wie, keine Ahnung, den Schwindel, die Benommenheit, die Schwitzerei, die Erschöpfungszustände, das Gefühl: Ich kann einfach nicht mehr. Auch das findet sich auf der Schmerzskala nicht wieder. Und wie gesagt, es entspricht auch nicht meinem Umgang mit den Schmerzen, mir jetzt ständig darüber Gedanken zu machen: Habe ich jetzt Stufe drei oder vier oder doch acht oder wie oder was. Ich habe auch- ich bin so froh, dass ich hier einen freundlichen jungen Stationsarzt habe, der mich davon befreit hat, hier dreimal täglich so ein komisches Schmerzprotokoll auszufüllen.
Denn damit treiben sie mich erst richtig in den Wahnsinn, also in den Schmerz hinein. Denn wenn ich mir jetzt so drei oder vier Mal täglich überlegen soll: Wie stark ist denn jetzt mein Schmerz auf der Skala von eins bis zehn? Oder von null bis zehn. Ja, dann ufert es erst richtig aus: Dann horche ich nämlich in mich hinein und dann zwickt es plötzlich hier und dann zwickt es da und dort hat es ja gerade auch noch gezogen und um Gottes Willen, also jetzt falle ich gleich auseinander, also. Und dann drehe ich durch. Also das ist für mich- ich weiß nicht, es gibt vielleicht Fälle, wo das sinnvoll ist, so ein Protokoll anzulegen, aber für mich, nee.