Beate Schulte findet es sehr schwierig, den Arbeitskollegen zu vermitteln, warum sie eine Klinikbehandlung braucht.
Also, ich empfinde es zum Beispiel als großes Problem, dass man normalen Menschen eigentlich nicht vermitteln kann, was mit einem los ist, denn also mein Problem ist zum Beispiel, dass ich in vollständig bekleidetem Zustand relativ normal aussehe. Also ein- jemand, der nicht einen geschulten Blick zum Beispiel für Skoliose hat, wird mir auf den ersten Blick nicht ohne weiteres ansehen, was ich habe. Der wird vielleicht denken: Ein bisschen komisch, Proportionen stimmen nicht so ganz aber Laien sehen es nicht sofort. Und auch dann, ich meine Skoliose an sich muss nicht unbedingt Schmerzen machen, es gibt viele Skoliotiker, die keine Schmerzen haben, es ist ja nicht die Krümmung als solche, die die Schmerzen macht, sondern die Begleiterscheinungen in Folge von irgendwelchen Muskelverspannungen, Nervenreizungen oder was auch immer man da so nebenbei hat.
Ja, aber wie gesagt, ich gehe auf meinen eigenen zwei Beinen ins Büro. Alle meine Gliedmaßen sind vollzählig um mich versammelt, es fehlt nichts, ich sitze nicht im Rollstuhl, es ist- ich bin nicht von vorn herein als krank zu erkennen und somit ist natürlich für die Umwelt auch nicht so ganz einsichtig, warum ich denn jetzt plötzlich in eine Klinik will: „Ja, und werden Sie da operiert?“ „Nein, nein, ich bekomme Krankengymnastik und solche Dinge.“ „Ach so, naja gut, dann ok.“ Oder zum Beispiel jeder geht selbstverständlich davon aus, obwohl ich sage, ich gehe ins Krankenhaus: „Naja, sie macht eine Kur. So: morgens Fango, abends Tango. Wir schuften uns hier einen ab und sie macht fröhlich irgendwo Urlaub, wo es schön ist.“ Zum Beispiel.
Das ist ein ziemlich großes Problem. Ich meine, ich habe nette Kolleginnen, die mir schon auch Dinge abnehmen also, dass ich nichts Schweres heben muss oder so, da wird dann schon drauf geachtet. Wir sind ein gutes Team, wir ergänzen uns, also die kommen dann dafür zu mir, wenn sie irgendwie ein Problem mit- am Computer haben oder so. Da bin ich dann mehr so der Tüftler und Bastler. Da kann ich überhaupt nicht meckern eigentlich, aber trotzdem ist es einfach sehr schwer zu vermitteln, warum man jetzt ins Krankenhaus geht und warum man da hinterher, wenn man aus dem Krankenhaus wieder rauskommt, also von der Kur zurück kommt, warum man dann nicht gesund ist: „Na, bist du wieder gesund? – wie jetzt, du wirst nicht wieder gesund.“ Das ist ganz, ganz schwierig.