Anna Wagner schätzte sehr, dass der Arzt bei der Mitteilung der Diagnose mit ihr zusammen schweigen und das Leid aushalten konnte.
Und gab es auch Situationen, in denen Du dich verstanden gefühlt hast?
Ja – also zum Beispiel, als ich von der Kernspintomografie kam, mit - der Diagnose Arachnopathie. Also, es macht ja ein Radiologe, macht die Aufnahme und dann hatte ich eben das Bild und auch die- also die Diagnose, diese Kurzzusammenfassung, und bin damit zu dem behandelnden Arzt gegangen, der so mich betreut hat. Und er kam dann hinter seinem Schreibtisch vor und hat sich so mir gegenübergesetzt und hat das dann so angeschaut und hat dann einfach: „Scheiße“ gesagt.
Und dann hat er zwei Minuten, oder drei- also keine Ahnung, ich habe da völlig irgendwie das Zeitgefühl verloren, jedenfalls ziemlich lange einfach nur schweigend, so mit mir zusammen gesessen. Und ja, das hat mir gut getan.
Also einmal das Wort, deshalb, weil das war genau das Wort, was mir so die ganze Zeit still im Kopf durch- ja einfach, was ich so gedacht habe. Und es tat gut, dass er das laut ausgesprochen hat. Und dann aber auch noch dieses schweigende Zusammensitzen. –
Also, uns war schon beiden klar: also mit dieser Diagnose ist jetzt mein Leben völlig anders. Es wird nicht mehr so werden, wie es vorher war. Und was gibt es da Tröstliches zu sagen. Und er ist aber auch nicht ausgewichen, in sofort jetzt überaktiv zu werden, mir das Bild zu erklären, oder: da machen wir Dieses oder Jenes, sondern das einfach mal auszuhalten.