Ernährung
Die Ernährung – vor allem das Essen – ist bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ein großes und immer wiederkehrendes Thema. Die Unsicherheit ist groß, was und wie viel man überhaupt essen darf und wann der beste Zeitpunkt am Tage ist. Dabei geht es aber nicht nur um die Nahrungsaufnahme; genauso stark beschäftigt unsere Interviewpartner die lustvolle Seite des Essens – allein oder gemeinsam mit anderen. Nicht wenige Betroffene haben ein Problem, um das sie im ersten Moment viele andere beneiden: sie sind schlank, oft sehr dünn und sollen Gewicht zulegen.
Bei einigen Speisen sind sich fast alle Interviewpartner einig: ballaststoffreiche Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, besonders Reis, frisches Obst, viele Gemüsesorten, auch „scharfe Sachen“ gelten als unverträglich, geradezu als „das Schlimmste“.
Jonathan Rusch vermeidet alles, was bläht – besonders dann, wenn sein Darm „sehr aktiv“ ist.
Häufig wird gesagt, dass man in kleinen Portionen essen sollte. Gute Erfahrungen wurden zum Beispiel mit Weiß- oder Graubrot gemacht. Auch Wasser und Zwieback stehen bei einigen Interviewpartnern oft auf dem Speiseplan.
Besonders gute Erfahrung hat Serena Schrader mit Zwieback gemacht.
Marina Mahn schwört bei Schüben und in schwierigen Situationen auf Kartoffeln.
Einig sind sich die Interviewpartner darin, dass es letztlich keine spezifische Diät für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gibt. Man müsse eigentlich immer selbst herausfinden, was man gut und was man schlecht verträgt. Das kann manchmal im Widerspruch stehen zu dem, was man in Ratgebern liest; das kann auch von der Tagesform abhängen oder sich im Laufe der Zeit ändern.
Adrian Schaarschmidt hat vieles ausgetestet, da er Probleme mit seinem Stuhlgang hatte.
Oft bedeutet die Erkrankung Verzicht beim Essen. Und selbst das hilft nicht immer. Einige können sich kaum noch erinnern, wann sie zum letzten Mal auswärts gegessen haben.
Manchmal aber entscheiden sich einige unserer Interviewpartner bewusst gegen dieses „Essensdiktat“ durch die Erkrankung. Sie essen – und sei es nur einmal im Monat oder noch seltener –, was ihnen schmeckt, manchmal ohne Rücksicht auf die Folgen.
Auch wenn man über die Jahre gelernt hat, „vernünftig“ zu sein, verfolgt einen doch das Essen – bis in den Schlaf.
Weil Essen oft auch eine soziale Aktivität ist, kann die Erkrankung isolieren, wenn das Essen Probleme bereitet.
Einige der Interviewpartner beschreiben, wie sie ganz gut mit den Einschränkungen beim Essen klarkommen.
Sebastian Melcher fastet sehr viel – und findet das ganz natürlich, denn es passt doch gut zu ihm.
Mit Dampfgaren – statt zu braten – hat Svenja Zellner nicht so gute Erfahrungen gemacht.
Auch wenn immer wieder Kritik an professioneller Ernährungsberatung in unseren Interviews zu hören war, haben einige Interviewpartner doch ganz gute Erfahrungen mit Diätassistenten oder entsprechenden Essensbroschüren gemacht. Auch Heilpraktiker wurden in diesem Zusammenhang manchmal als hilfreich erlebt.
Eine große Herausforderung für einige Betroffene ist der Zwang, nur noch laktosefreie oder glutenfreie Nahrung zu sich zu nehmen.
Über Nebenwirkungen von Cortison haben unsere Interviewpartner an anderer Stelle berichtet (siehe auch „Medikamente“). Aber auch beim Essen kann Cortison „Nebenwirkungen“ haben.