Krankheitsverlauf
Der Verlauf einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ist bei jedem Betroffenen verschieden. So unterschiedlich, wie unsere Erzähler sind, so unterschiedlich äußern sich auch ihre Beschwerden. Das hängt zum Teil davon ab, ob jemand an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erkrankt ist und welche Darmabschnitte betroffen sind. Entscheidend ist auch, wie gut die Therapie wirkt, welche Symptome auftreten und ob zusätzliche Begleiterkrankungen vorliegen. Nicht zuletzt prägen viele individuelle Besonderheiten den Krankheitsverlauf.
Bei Morbus Crohn gibt es viele unterschiedliche Krankheitsverläufe, findet Patrick Knittel.
Gemeinsam ist vielen unserer Interviewpartnern allerdings, dass sie verhältnismäßig erträgliche Phasen kennen und solche, in denen die Beschwerden zunehmen. In der Medizin werden diese beiden Phasen Remission und Rezidiv (Schub) genannt. Ein Schub, also eine Zunahme der Beschwerden, kann durch unterschiedliche Ereignisse ausgelöst werden. Viele Interviewpartner haben die Erfahrung gemacht, dass ein Schub während einer beruflichen oder schulischen Belastung eingetreten ist. Andere haben einen Schub gehabt, nachdem ein naher Verwandter oder ein guter Freund gestorben ist. Aber auch Operationen oder bestimmte Medikamente haben bei den Betroffenen Schübe ausgelöst.
Während der Schul- und Ausbildungszeit erlebte Helene Reim immer wieder Schübe.
Gerhard Wachsmuth glaubt, dass Stress in der Schule einen Schub auslösen kann.
Der Tod des Vaters hat bei Melia Kowalski zum Schub geführt.
Louise Fellner findet, dass viele „Puzzleteilchen“ zu den Auslösern eines Schubes gehören.
Bei manchen Erzählern ist der Wechsel zwischen den beiden Phasen auch von der Jahreszeit abhängig oder tritt zu einer bestimmten Zeit auf.
Bei einem Schub treten häufig starke Schmerzen auf, oft an ganz unterschiedlichen Körperregionen. Unsere Interviewpartner haben unter anderem von Bauchschmerzen, Rückenschmerzen und Schmerzen beim Stuhlgang berichtet.
Mandy Großer hatte sehr starke Rückenschmerzen in der Schubphase.
Wenn die Beschwerden nachlassen, also eine Remission eintritt, fühlen sich die Erzähler oft sehr gut. Eine erfolgreiche Behandlung mit Medikamenten hat bei einigen dazu geführt, dass eine Rückkehr der Beschwerden lange verhindert werden konnte.
Gerhard Wachsmuth erinnert sich gerne an die Zeit zwischen zwei Schüben zurück.
Da ein Medikament gut gewirkt hat, hatte Jonathan Rusch drei Jahre lang kaum Beschwerden.
Der Verlauf der Erkrankung wird häufig auch von den Neben- und Folgeerkrankungen beeinflusst. Typische Komplikationen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung sind Fisteln (das sind röhren- oder röhrennetzartige Verbindungen zwischen einem inneren Hohlorgan und anderen Organen oder der Körperoberfläche), Engstellen (Stenosen) und Abszesse im Darm. Manche Interviewpartner leiden außerdem an Hämorrhoiden. Auch außerhalb des Darms können Folgeerkrankungen auftreten. Hierzu gehören zum Beispiel der chronische Knochenschwund (Osteoporose) und Beschwerden an den Gelenken. Hinzu kommen die psychischen Belastungen durch die Erkrankung (siehe “Psychische Belastung“). Für einige Erzähler sind gerade die Folgeerscheinungen das Hauptproblem der Erkrankung.
Hartmund Berger hatte aufgrund seiner Nebenerkrankungen starke Schmerzen.
Bisher 18-mal musste Svenja Zellner wegen Fisteln im Darm operiert werden.
Rückenschmerzen waren bei Kira Schug das Anzeichen für eine beginnende Osteoporose.
Gewichtsschwankungen sind ein weiteres Problem, mit dem manche Betroffene durch die Erkrankung zu kämpfen haben. Einige haben durch die häufigen Durchfälle und den verminderten Appetit stark an Gewicht verloren. Als Nebenwirkung der Behandlung mit „Cortison“ kann es aber auch zur Zunahme des Gewichts kommen (siehe „Medikamente“).
Hartmund Berger hat zeitweise nur noch 35 Kilo gewogen.
Celia Kratzer hat durch die Erkrankung viel Gewicht verloren.