Die Erfahrungen von Sebastian Melcher
Sebastian Melcher ist zum Zeitpunkt des Interviews im September 2012 42 Jahre alt. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und arbeitet in Vollzeit. Seit 2001 lebt er mit einer glutenfreien Diät, da damals eine Sprue diagnostiziert wurde. Erst seit drei Jahren ist klar, dass es sich eigentlich um Morbus Crohn handelt. Herr Melcher hat einer Veröffentlichung seines Interviews in der Videoversion zugestimmt.
Sebastian Melcher litt im Jahr 2001 unter lang anhaltenden Durchfällen. Nachdem Infektionen ausgeschlossen worden waren und auch die Koloskopie nichts Auffälliges feststellen konnte, wurde anhand von Laborwerten eine Sprue diagnostiziert. Her Melcher wurde mit der Maßgabe nach Hause geschickt, er solle sich im Internet informieren. Die Aussicht, ab sofort seine Ernährung konsequent umstellen zu müssen, war ein Schock für ihn. Doch ihm gelang nicht nur, sich glutenfrei zu ernähren, auch den Konsum von Weißzucker und Produkten mit vielen Zusatzstoffen stellte er fast vollständig ein. Als er vor drei Jahren Marisken entwickelte, die operativ entfernt wurden, besagte die Gewebsanalyse, dass er unter Morbus Crohn leidet. Eine anschließende Koloskopie zeigte auch Entzündungsfelder im Darm.
Der klassischen pharmakologischen Behandlung mit Cortison, Mesalazin oder Antikörpern (Infliximab, Adalimumab) steht Herr Melcher skeptisch gegenüber. Zum einen verspürt er einen inneren Widerwillen, Medikamente über einen sehr langen Zeitraum, wenn nicht sogar lebenslang, einzunehmen. Zum anderen hat er sich über Nebenwirkungen informiert und ist nicht bereit, diese in Kauf zu nehmen. Durch eigene Recherchen stieß er auf eine klinische Studie, in der Patienten mit Morbus Crohn mit den Eiern des Schweinepeitschenwurms behandelt werden sollten. Die zugrundeliegende Erklärung der Funktionsweise dieses Ansatzes überzeugte ihn, so dass er an der Studie teilnahm. Die abschließende Koloskopie nach acht Wochen Therapie zeigte eine deutliche verringerte Anzahl von Entzündungsfeldern im Vergleich zum Zeitpunkt des Studienbeginns, ein Befund, den Herr Melcher auf die Therapie zurückführt.
Herr Melcher vertritt die Auffassung, dass Menschen zu unterschiedlich seien, als dass ein Behandlungsansatz für alle Patienten gleich effektiv und sinnvoll sein könnte. Den individuell passenden Weg zu finden, sieht er nicht als Aufgabe der Ärzte, sondern jedes einzelnen Patienten selbst. Schließlich müsse der Patient die Therapie durchhalten und nicht der Arzt. Jeder Arzt habe so seine Idee, was das Beste sei, aber als Patient sollte man sich viele Meinungen anhören, viele Informationen sammeln und dann eine Entscheidung treffen.
Für sich selbst hat Herr Melcher einen eher ganzheitlichen Ansatz gefunden. Neben dem Augenmerk auf Ernährung – er ernährt sich weiterhin glutenfrei, weil es ihm gut tut – und anderen Maßnahmen wie Fasten während erhöhter Krankheitsaktivität oder Einnahme von Probiotika, sieht er für sich auch psychologische Faktoren wie z.B. Umgang mit Stresssituationen ebenfalls als wesentlich für die Krankheitsbewältigung.
Das Interview wurde am 25.09.2012 geführt.