Die Erfahrungen von Patrick Knittel
Patrick Knittel ist zum Zeitpunkt des Interviews im Juni 2012 57 Jahre alt. Er ist berentet lebt zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn. Die Diagnose Morbus Crohn wurde 1998 relativ zügig gestellt, nachdem Herr Knittel von seiner Hausärztin wegen der blutigen Durchfälle und den schlechten Laborwerten ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Herr Knittel hat einer Veröffentlichung seines Interviews in der Videoversion zugestimmt.
Patrick Knittel litt im Februar 1998 unter anhaltenden Durchfällen, die zum Schluss keinen Stuhl, sondern lediglich große Mengen Blut enthielten, das er kaum halten konnte. Aufgrund dieser Symptomatik und den schlechten Laborwerten wies ihn seine Hausärztin zur Diagnostik ins Krankenhaus ein. Eine Magen- und Darmspiegelung brachte schnell Gewissheit, dass es sich um Morbus Crohn handelt, eine Erkrankung, von der Herr Knittel bis zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas gehört hatte. Er wurde auf Cortison und Mesalazin eingestellt und entlassen. Die nächsten Jahre ging es Herrn Knittel sehr schlecht, sehr kurze Phasen der Schubfreiheit wurden immer wieder von körperlich extrem auszehrenden Krankheitsschüben abgelöst, so dass nicht nur ein Urlaub, sondern sogar ein Reha-Aufenthalt notfallmäßig abgebrochen werden musste. Herr Knittel magerte sehr ab, weil jede Nahrung, die er zu sich nimmt, sofort wieder Durchfälle auslöst. Da die Behandlung mit Cortison nicht erfolgreich verlief, wurde Herr Knittel zunächst stationär, dann ambulant auf Infliximab eingestellt. Herr Knittel bereut die Einnahme dieses Medikaments, er führt die anhaltenden Gelenk- und Rückenschmerzen wie auch die weitere Gewichtsabnahme darauf zurück. Durch die Bewegungsschmerzen fühlt er sich noch mehr verunsichert, weil er bei einer Durchfallattacke gar nicht mehr in der Lage ist, schnellstmöglich eine Toilette aufzusuchen.
Der Verlust der Erwerbsfähigkeit, die damit verbundenen Sorgen um die finanzielle Versorgung seiner Familie, die anhaltende körperliche Schwächung mit akuten, lebensbedrohlichen Krisen führten schließlich zu einer seelischen Notlage, in der Herr Knittel durchaus daran dachte, dass es besser sei zu sterben. Den stationären Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik erlebte er wegen der psychosozialen Unterstützung durch die anderen Patienten als sehr aufbauend, wenngleich ihn die in seinen Augen äußerst knapp bemessene ärztlich-psychologische Betreuung nicht überzeugen konnte. Herr Knittel bedauert es sehr, keine psychologische Unterstützung zu haben. Regelmäßig stattfindende Gespräche mit einem Psychotherapeuten würden sich seiner Meinung nach sehr positiv auf seine Lebensqualität auswirken.
Herr Knittel ist nach 14 Jahren Morbus Crohn körperlich extrem geschwächt, der permanente Blutverlust kann auch durch Bluttransfusionen nur leidlich aufgefangen werden. Die Schmerzsymptomatik ist lediglich mit der Einnahme von Morphin ertragbar, gleichzeitig macht dieses Medikament Herrn Knittel noch müder und angeschlagener, als er es eh aufgrund seines schlechten körperlichen Zustands ist. Dennoch versucht er, sich im Haushalt einzubringen und seine noch arbeitende Ehefrau zu entlasten. Vor allem seine Kinder, von denen das jüngste noch zuhause wohnt, sind eine wichtige Motivation, sich trotz der Einschränkungen und Kraftlosigkeit aufzuraffen.
Das Interview wurde am 28.06.2012 geführt.
Alle Interviewausschnitte von Patrick Knittel
Bei Morbus Crohn gibt es viele unterschiedliche Krankheitsverläufe, findet Patrick Knittel.
Patrick Knittel erhielt hilfreiche Informationen während seines Reha-Aufenthaltes.
Alltägliche Tätigkeiten wie Rasenmähen und Laubharken fallen Patrick Knittel mittlerweile schwer.
Hobbies und andere aktive Tätigkeiten helfen Patrick Knittel, sich abzulenken.
Patrick Knittel bemängelt, dass der betreuende Psychologe sehr wenig Zeit hatte.
Patrick Knittel ist es peinlich, wenn er von weiblichem Pflegepersonal behandelt wird.