Selbst wenn es Lisann Thielemann gutgeht, muss sie manchmal anderen von ihrer Erkrankung erzählen.
Ja, ich habe meine Diät mir selbst erfunden, erarbeitet. Also es gibt immer
noch ein paar Sachen, die ich nicht vertrage, beziehungsweise möchte ich nicht
riskieren, probiere ich nicht mehr.
[Interviewer]: Ja.
Zwiebeln zum Beispiel esse ich grundsätzlich nicht.
[Interviewer]: Ja.
Gekocht oder roh, das will ich nicht. Im Moment esse ich (also) ziemlich alles.
Aber ich habe, als ich dann wirklich schwer krank war, ich habe wirklich extrem
wenig essen- also von den Möglichkeiten. Ich habe eine Zeit mich wirklich nur
fast von Bananen und Quark dann ernährt und sonst immer geguckt, was mir gut
tut. Das heißt also mit dem Essen habe ich schon sehr gelitten. Ich kann mich
erinnern auch von einer Situation, auch im Klinikum wo ich da gelegen habe. Finde
ich auch gut, dass man sich dann die Speisen aussuchen kann.
Ja und dann kommt natürlich, wenn man wenig essen kann, immer das Gleiche
natürlich. Und dann kam ein Mal etwas und ich wusste, ich kann das nicht essen.
Ich hatte das extra angegeben und das kam trotzdem auf dem Tablett. Ich meine, da
können die Pfleger nichts dazu, nur wenn man schon so schwach ist, wenn man
schon so kaputt ist von der Erkrankung- Ich guckte auf dieses Tablett habe nur
geheult und war fertig. Ich fand das eben so schrecklich, dass ich nichts essen
kann und ich fand das wiederum sehr rührend, dass der Pfleger dann- das weiß
ich noch sagte: "Mach dir nichts daraus, ich suche da jetzt was für dich
was du essen kannst."
Ja, das ist also mit dem Essen schon eine schwierige Sache. Weil außerdem,
auch wenn es mir gut geht, das outet mich immer ein bisschen. Man muss immer
erklären- neulich noch beim Grillen, dann habe ich weiß gar nicht warum, ich
sagte: "Nee das kann ich nicht essen." Da war, glaube ich so was wie
Guacamole oder so und ich sage: "Ja, da sind Zwiebeln drin", und dann
kommt eben also dann einer der Grillgäste: "Ja wieso? Zwiebeln ist (doch)
gut. Warum isst du denn keine Zwiebeln?", und dann ich habe keine Lust zu
erklären. Immer: "Ja, vertrage ich nicht", oder "kann ich nicht essen." Weil, ich
habe kein Probleme wie Sie sehen, über meine Krankheit zu reden, aber ich mag da
nicht jedes Mal erklären, ich habe einen Morbus Crohn oder so. Oder ich tue das
mit Leuten, wo ich weiß, die können damit was anfangen. Also wenn ich weiß das
sind zum Beispiel Leute, die entweder Ärzte sind oder so. Mittlerweile ist der
Begriff Morbus Crohn bekannt. Das war auch damals vor 30 Jahren sogar bei den
Studenten gar nicht der Fall oder bei Ärzten nicht. Und deshalb. Also das mit
dem Essen, das ist allgemein- also ich gucke immer nur für mich. Und das was
ich auch nicht vertrage, das ist so frittierten Sachen, eben Pommes.
Da auch habe ich eine witzige Anekdote. Wie man mit einem schweren Schub
jahrelang im Klinikum rumliegt und davon träumt, einen Berg von Pommes essen zu
dürfen. Obwohl ich sonst überhaupt kein Freund von Pommes oder frittierten
Sachen bin. Also das sind so die Art, oder sich eben wünschen, dass man solche
Berge Eis essen kann und was man eigentlich essen könnte, weil man kann es sich
erlauben.
[Interviewer]: Ja.
Aber man verträgt nicht. Ja und sonst also meine Diät, als ich dann eben so
schwer krank war, das war- also meine Mutter ist sowieso schon immer sehr dünn
gewesen. Musste auch immer zunehmen. Und dann gibt es in Frankreich auch so
eine Art Mehl, ich glaube das ist Weizenkeimmehl. Es wird in Suppen und so
unterrührt und das ist um zuzunehmen. Dann gab es von, ich weiß nicht mehr vom
wem, auf jeden Fall so Flocken die man auch ins Essen mit unterrühren kann, die
kalorienreich sind. Und dann hier im Klinikum hatte ich auch noch diese
Flaschen, gab es Vanille- und Schokogeschmack, und das war auch mit vielen
Kalorien aber das habe ich nicht immer gut vertragen. Also da hatte ich dann
wieder Durchfälle eher. Und aber schon vom Geschmack auch habe ich- Ja, ich bin
jahrelang auch- habe ich mich auch von Zusatznahrung dann ernährt. Also so
kleine Packungen da mit diesen Tomaten. Es gab vier Geschmacksrichtungen:
Vanille, wie immer Tomate und dann Gulasch oder nee, wie heißt das?
Ochsenschwanzsuppe, widerlich und dann auch noch irgend so was- und ja, wenn
man sich immer nur von bestimmten Sachen, irgendwann da steht es wirklich,
also-
[Interviewer]: Keine Frage.
Ja, Banane und Quark mag ich immer noch gerne aber ich merke, ich muss mich
immer ein bisschen zwingen das zu essen.