Die Erfahrungen von Eda Kreutzer

Portrait Eda Kreutzer ist zum Zeitpunkt des Interviews im April 2011 29 Jahre alt. Sie ist verheiratet und arbeitet als Krankenschwester. Im Alter von 19 Jahren wurde Morbus Crohn diagnostiziert. Frau Kreutzer hat einer Veröffentlichung ihres Interviews in der Textversion zugestimmt.

Eda Kreutzer befand sich gerade in ihrer Ausbildung, als im Jahr 2000 - sie war 19 Jahre alt – die ersten Symptome auftraten. Sie ignorierte die Durchfälle ziemlich lange; erst als sie durch die Krämpfe so eingeschränkt war, dass sie nur noch kurze Strecken bewältigen konnte, ging sie zum Hausarzt. Der überwies sie an einen Gastroenterologen. Nach Magen- und Darmspiegelung kam dieser recht schnell zur Diagnose: Morbus Crohn oder Colitits ulcerosa. Ohne eine Aufklärung entließ er sie mit einem homöopathischen Mittel. Als Frau Kreutzer ihn nach einigen Tagen wieder aufsuchte, weil die Beschwerden noch schlimmer geworden waren, gab er ihr lediglich den Hinweis, sie solle dreißig Kilo abnehmen, dann würde das schon wieder werden. Ein Kollege gab ihr den Tipp, einen Rektalschaum anzuwenden. Obgleich die Anwendung etwas mühselig war, erlebte Frau Kreutzer die eintretende Wirkung als große Erleichterung. Nach einigen Jahren ohne erneute Beschwerden erwischte sie der zweite Schub in einer privaten Belastungssituation. Die Beschwerden während dieses Schubs erlebte sie als äußerst dramatisch. Es trat nicht nur Durchfall auf, sondern auch Erbrechen, hoher Blutverlust sowie eine Abnahme der Leistungsfähigkeit, die bis zur Arbeitsunfähigkeit führte. Die erneute Darmspiegelung zeigte dann, dass diesmal nicht nur der Enddarm, sondern der gesamte Dickdarm betroffen war. Gegen die empfohlene hochdosierte Cortisontherapie wehrte sich Frau Kreutzer zunächst, da sie aufgrund ihrer Arbeit in der Lungenfachklinik von den Nebenwirkungen wie z.B. Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen („Mondgesicht“) wusste. Erst als ihr der Arzt ins Gewissen redete, es würde nicht ohne gehen, konnte sie sich auf diese Therapie einlassen. Nach Abklingen des Schubs unter Medikation schlich sie das Cortison aus und blieb auch drei Jahre beschwerdefrei. Ein Jahr später verschlechterte sich jedoch ihr körperlicher Zustand. Wegen einer durch einen Schub ausgelösten Bauchspeicheldrüsenentzündung musste Frau Kreutzer zweimal stationär behandelt werden. Ihre Ärztin besprach mit ihr, dass es an der Zeit sei, eine langfristige Therapie mit Azathioprin zu beginnen. Im Nachhinein betrachtet sie heute die Entscheidung für diese medikamentöse Schubvorsorge als äußerst segensreich.

Frau Kreutzer fand in der Arbeit bei den Kolleginnen und Kollegen wenig Unterstützung. Es schien ihr, als glaubte man, sie wolle simulieren. Eine psychotherapeutische Begleitung hat Frau Kreutzer während der 11 Jahre Krankheitserfahrung nicht in Betracht gezogen, die familiäre Unterstützung durch ihren Mann und ihre Eltern gibt ihr Halt. Die Gespräche mit einem Psychologen während eines Kuraufenthalts empfand sie dennoch als sehr hilfreich, um mit ihren Ängsten, ihren Eltern oder ihrem Mann könnte etwas passieren, besser umzugehen. Sie lebt nun selbstbewusst mit der Erkrankung; macht z.B. beim Bewerbungsgespräch kein Geheimnis daraus. Sie erlebt zwar Einschränkungen z.B. beim Essen oder Aufenthalt in fremder Umgebung, aber ihr Mann und sie haben sich auf diese Einschränkungen eingestellt.

 

Das Interview wurde am 14.04.2011 geführt.

 

Alle Interviewausschnitte von Eda Kreutzer