Die Erfahrungen von Anisa Schlömer

Portrait Anisa Schlömer ist zum Zeitpunkt des Interviews im Oktober 2012 28 Jahre alt. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten zusammen und arbeitet als Lehrerin. Im Alter von 16 Jahren entwickelte Frau Schlömer starke Beschwerden, die dann wenige Wochen später nach einer Darmspiegelung zu der Diagnose Morbus Crohn führten. Frau Schlömer hat einer Veröffentlichung ihres Interviews in der Videoversion zugestimmt.

Anisa Schlömer entwickelte im Alter von 16 Jahren so starke Beschwerden, dass ihre Eltern sich nicht anders zu helfen wussten, als an einem Sonntag in die Notaufnahme des Krankenhauses zu fahren. Dort konnte die Ursache der Beschwerden nicht geklärt werden. Als sie wenige Wochen später wegen einer Veränderung am Anus einen Spezialisten aufsuchte, führte der eine Darmspiegelung durch und stellte die Diagnose Morbus Crohn. Bei diesem Facharzt, der Chef eines ortsansässigen Versorgungszentrums ist, ist sie bis heute in Behandlung. Ihn erlebt sie als wichtigen und kompetenten Ansprechpartner.

Seit der Diagnose im Jahr 1999 hatte Frau Schlömer zwei schwere Krankheitsschübe, die jeweils zu einer Umstellung der Medikation führten: Das anfänglich angesetzte und bis 2006 gut wirkende Cortison wurde von Azathioprin abgelöst, das wiederum beim zweiten schweren Schub 2011 durch Adalimumab ersetzt wurde. Beide Schübe erlebte Frau Schlömer in einer psychischen Belastungssituation: Im Jahr 2006 starb nach 15 Jahren ihr sehr geliebtes Haustier, im Jahr 2011 ihr Großvater, zugleich hatte sie an ihrem Ausbildungsplatz große Sorgen. Frau Schlömer sieht für sich einen klaren Zusammenhang und berichtet, geradezu gespürt zu haben, wie sich der Schub unter der Belastung entwickelte. Dass sie nach sehr negativen Erfahrungen während ihrer Ausbildung als Lehrerin nun in einer Einrichtung in Festanstellung arbeitet, in der sie sich sehr wohl und aufgehoben fühlt, gibt ihr große Sicherheit.

Als wichtigen Anker in ihrem Leben sieht Frau Schlömer ihre Mutter, die ihr fortwährend feinfühlig und trostspendend zur Seite gestanden hat. Vor allem als junges Mädchen empfand sie diese Unterstützung als einen Segen, z.B. in für sie äußerst schambesetzten Untersuchungssituationen. Auch ihr Lebensgefährte war während des zweiten Schubs, beim Tod ihres Großvaters, eine große seelische Unterstützung. Er hat sich zu Beginn der Beziehung mit der Erkrankung auseinandergesetzt und weiß um Dinge, die noch kommen können, wie z.B. der künstliche Darmausgang oder die Unmöglichkeit, leibliche Kinder zu bekommen. Er vermittelt, diese Herausforderungen gemeinsam bestehen zu können, und nimmt ihr somit Ängste und Befürchtungen. Zum Thema Kinderkriegen hat Frau Schlömer eine klare Haltung: Sie und ihr Partner möchten gerne ein Kind, aber es muss nicht um jeden Preis, also um den ihrer Gesundheit, ein leibliches sein, eine Adoption empfinden sie durchaus als Alternative.

Das Interview wurde am 18.10.2012 geführt.

 

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