Adrian Schaarschmidt zieht nur dunkle Hosen an, damit man einen möglichen Fleck nicht sieht. Er träumt manchmal von einem „ruhigen“ Beruf, weiß aber, dass sein Studium ihm nicht viele Möglichkeiten bietet.

Ja, ich bleib nicht gerne zu Hause. Also ich schleppe mich auch in die Schule, wenn andere Leute vielleicht sagen: “Oh, ich bleibe besser zu Hause.” Weil ich möchte ihnen zeigen und ich möchte mir auch zeigen, dass ich das schaffe und packe. Dann kommen aber auch schon einmal kleinere Unfälle. Ich überlege dann immer: “Was mache ich eigentlich, wenn ich jetzt kurz vor dem Schulgelände mal muss?” Hatte ich auch schon. “Sieht mich einer? Sieht mich eine Mutter? Sieht mich ein Papa? Sieht mich ein Schüler? “Was sagen die Schüler hinterher über mich wenn die sehen, dass ich mich da in so einen Busch setze?” Das hatte ich, Gott sei Dank, nur einmal. Dann war es zu spät, habe ich jetzt einen Fleck hinten. Ich ziehe nur dunkle Hosen an. Ich ziehe eine dunkle Jeans an, schwarze Jeans. Ich ziehe keine hellen Jeans an. “Sieht es jemand? Hat es jemand gesehen? Riecht jemand was? Wie komme ich jetzt am besten ungesehen zu meiner Ersatzhose oder gehe ich doch nach Hause?” Das ist höchster Stress.
Ich überlege auch immer, was gibt es für Berufe, wo man seine Ruhe hat. Da kommen ja nicht viele. Ich könnte nicht an der Kasse sitzen. Ich kann keinen LKW fahren. Ich kann keine Fahrdienste machen. Ich war früher Personal Coach im Fitnessstudio. Kann ich auch nicht machen. Ich kann den da nicht am Gerät sitzen lassen und sagen: “Ich bin mal zehn Minuten auf Toilette.” Es gibt ja wenige Berufe. Jetzt habe ich meine Ausbildung, mein Studium. Es gibt nicht mehr viel und das sind halt Existenzängste.