Die Erfahrungen von Adrian Schaarschmidt
Adrian Schaarschmidt ist zum Zeitpunkt des Interviews 35 Jahre alt. Er arbeitet als Lehrer, lebt zwar allein, hat aber mit seiner Lebensgefährtin eine gemeinsame Tochter. Die Erkrankung Colitis ulcerosa wurde im Jahr 2005 festgestellt. Herr Schaarschmidt hat einer Veröffentlichung seines Interviews in der Audioversion zugestimmt.
Die ersten Symptome bemerkte Adrian Schaarschmidt im Jahr 2005. Zuerst hoffte er, dass das Blut im Stuhl von allein weggehen würde. Als dies nicht passierte, konsultierte er einen Arzt. Eine Darmspiegelung ließ eine Colitis ulcerosa vermuten, was sich einige Zeit später bestätigte. Herr Schaarschmidt berichtet, dass der Verlauf zunächst harmlos gewesen sei. In den ersten Jahren erlebte er lange Remissions- und kurze Schubphasen. Im Jahr 2009 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand jedoch dramatisch. So musste er ca. 20 Mal am Tag auf die Toilette und zwar meistens sehr „dringend“ – ein besonderes Problem wegen seiner beruflichen Tätigkeit als Lehrer. Seine Beschwerden verschlimmerten sich noch mal aufgrund eines Magen-Darm-Virus. Die Häufigkeit der Stuhlgänge verdoppelte sich und es kam zu einem großen Gewichtsverlust. Dieser Schub hielt beinahe zwei Jahre an, in denen Herr Schaarschmidt sehr viel in der Schule fehlte. Trotz seines daraufhin ausgestellten Schwerbehindertenausweises gelang es ihm, verbeamtet zu werden.
Im Sommer 2011 entschied sich Herr Schaarschmidt, alle Medikamente der klassischen Schulmedizin abzusetzen und nur noch komplementärmedizinische Präparate einzunehmen. Sein Zustand verbesserte sich schlagartig, seit einigen Wochen lebt er beschwerdefrei.
Bei einem Reha-Aufenthalt lernte Herr Schaarschmidt das Autogene Training kennen. Das sei eine echte Hilfe für ihn – im Gegensatz zu den vielen Personen in seiner Umgebung, die nicht mit gutgemeinten Ratschlägen sparten, wie beispielsweise „mehr Ruhe“ und „alles sei doch nur eine Kopfsache“. Herr Schaarschmidt informierte sich vor allem am Anfang viel über seine Erkrankung im Internet. Die Berichte der anderen Patienten hätten ihn zwar beunruhigt, aber er sei sich auch über den Einzelfallcharakter solcher Schilderungen klar gewesen.
Herr Schaarschmidt geht auch in der Schule – nicht gegenüber den Schülern, aber gegenüber Kollegen – sehr offen mit der Erkrankung um. Er bekommt viel Unterstützung von seinen Freunden und insbesondere von seiner Partnerin. Mit ihr hat er auch eine kleine Tochter. Sie leben jedoch nicht zusammen. Hin und wieder trifft er sich mit anderen Betroffenen aus einer Selbsthilfegruppe. Dies empfindet er als sehr angenehm, denn dort erhält er viel Verständnis und muss sich keine „blöden Sprüche“ anhören, wenn er mal öfter auf die Toilette muss. Herr Schaarschmidt hofft, dass die Besserung seines Zustandes der letzten Wochen lange anhält, da er sich nicht vorstellen kann, die nächsten 30 Jahre mit starken Beschwerden zu arbeiten.
Das Interview wurde am 10.11.2011 geführt.