Psychoonkologie, Psychotherapie und Selbsthilfe

In der Klinik, der Reha oder Kur wurde vielen unserer Interviewpartnerinnen ein therapeutisches Einzel- oder Gruppengespräch angeboten. Sehr viele suchten sich auch selbst während oder nach der Behandlungszeit psychosoziale Unterstützung. So wendeten sich einige gleich bei der Diagnosestellung an Psychoonkolog*innen. Sie erzählen, dass sie sich erhofften, mit ihr über die Angst, an Brustkrebs zu sterben, sprechen zu können. Als weitere Motivation, Psycholog*innen oder Psychoonkolog*innen aufzusuchen bzw. das Angebot anzunehmen, nennen unsere Interviewpartnerinnen auch, dass sie eine Entscheidungshilfe benötigten oder konkrete Tipps wünschten zum Beispiel für Entspannung und die Krankheitsbearbeitung. Auch erwarteten sie bei professionellen Angeboten, Gespräche führen zu können, die sie nicht der Familie oder Freund*innen und Bekannten zumuten wollten. Einige Frauen nutzten das Angebot punktuell, andere fortdauernd.

Carolin Zenning findet die Psychoonkologie genauso wichtig wie die Chemotherapie.

Vor der Brustabnahme suchte Baerbel Grafenbach eine Psychoonkologin in der Klinik auf.

Jasmin Nussing erzählt von ihren Erfahrungen mit einer Mentaltrainerin.

Die Interviewpartnerinnen, die psychologisch bzw. psychotherapeutisch begleitet wurden, beschreiben, dass sie sich dort aufgefangen fühlten und dass in den Sitzungen das ganze Leben oder auch zum Beispiel die Partnerschaft in den Blick genommen worden sei. Auch hätten sie eine positive Sicht auf die Dinge erhalten und Anregungen bekommen, Dinge zu verändern und nach sich zu schauen. Bianca Winkler fasst zusammen, dass für sie das ganze „Psychische“ ein großes Thema bei der Erkrankung sei und ihr die Begleitung sehr geholfen habe, auch für „schwarze Gedanken“, mit denen sie ihr Umfeld nicht belasten wollte.

Monika Hechstein spricht mit der Psychoonkologin über Themen, die nicht nur den Brustkrebs betreffen.

Die Psychotherapie half Petra Schuler, Veränderungen in ihrem Leben in Angriff zu nehmen.

Einige unserer Interviewpartnerinnen suchten keine psychologische bzw. psychotherapeutische Begleitung, weil sie anderweitige Unterstützung erfahren. Wieder andere wollten sich nicht noch mehr Termine aufladen und entschieden deshalb, nicht zu Gesprächsstunden zu gehen. Die meisten der interviewten Frauen halten es sich für die Zukunft offen, bei Bedarf Psycholog*innen oder Psychoonkolog*innen aufzusuchen. Manche nutzten auch Angebote, die beispielsweise über die Selbsthilfe zur Auseinandersetzung mit psychologischen Themen angeboten werden.

Melanie Thiel hat viele Gesprächspartnerinnen, die ihr helfen.

Gerda Martin nahm über die Selbsthilfegruppe an Kursen zum Thema Selbstachtung teil.

Viele unserer Interviewpartnerinnen besuchten während der Behandlungszeit oder auch danach Veranstaltungen von Selbsthilfegruppen und/oder nahmen aktiv an den regelmäßigen Treffen teil. Für manche unserer Erzählerinnen war es hilfreich, dort Frauen zu begegnen, die ihre Diagnose schon vor vielen Jahren erhielten: Das habe ihnen Mut gegeben. Sie berichten auch, dass sie bei den Treffen ihrer Selbsthilfegruppe meist reden und Erfahrungen austauschen, an manchen Abenden aber auch einfach nur gelacht wird.

Petra Schuler erzählt, wie ihr Weinen in der Selbsthilfegruppe aufgefangen wurde.

Sabine Buck berichtet, wie es bei den Treffen ihrer Selbsthilfegruppe zugeht.

Einige unserer Interviewpartnerinnen leiten heute Selbsthilfegruppen, weil sie es wichtig finden, dass Betroffene sich in einem „geschützten Raum“ treffen und Wissen austauschen können. Manche davon erzählen, dass es für sie ein persönlicher Gewinn darstelle, Verantwortung auch für andere an Brustkrebs erkrankte Frauen zu übernehmen.

Die Leitung der Selbsthilfegruppe hat Claudia Kressmann gestärkt.

Auch von Sport-nach-Krebs-Gruppen berichten einige unserer Interviewpartnerinnen. Dort werden ebenso wie in Selbsthilfegruppen Informationen verhandelt, aber auch nicht nur über den Krebs gesprochen. Die jungen Frauen unter unseren Erzählerinnen wünschen sich noch mehr Angebote spezifisch für ihre Altersgruppe.

Kirsten Seifert leitet eine Sport-nach-Krebs-Gruppe. Dort eignen sich die Frauen Grundwissen an.

Für junge Frauen sollte es noch mehr Gesprächsangebote geben, findet Julia Bring.

Einige Interviewpartnerinnen lehnten es bewusst ab, in eine Gruppe zu gehen, weil sie sich nicht von den Erzählungen anderer verunsichern lassen wollen. Manche treten auch nach der Behandlungsphase wieder aus oder gehen nur noch zu einzelnen Veranstaltungen, weil sie sich nicht mehr so oft mit dem Thema Krebs befassen wollen und andere Dinge wieder in den Vordergrund rücken.

Iris Ludwig ging bewusst nicht in eine Selbsthilfegruppe, denn von anderen zu hören, ziehe sie runter.

Es gibt auch einige unserer Interviewpartnerinnen, die ebenso nicht in eine Selbsthilfegruppe gehen, sich aber mit einzelnen anderen Betroffenen zusammentun, um sich über die Erkrankung auszutauschen.

Dagmar Schiffer fände es gut, wenn Betroffene eine Patientinnen-Lotsin zur Seite hätten.

Fast alle unsere Interviewpartnerinnen sind auch von Ihrer Familie und/oder ihrem sozialen Umfeld begleitet. Ihre Erfahrungen können Sie unter dem Stichwort „Auswirkungen auf die Familie und Freundinnen und Freunde“ (Auswirkungen auf die Familie und Freundeskreis) nachlesen.