Leben mit Rezidiv oder Metastasen

Bei einigen unserer Frauen trat der Krebs an derselben Stelle wieder auf (Rezidiv). Manche beschreiben, dass sie selbst spürten, dass sich in ihrem Körper wieder etwas verändert hatte (Erste Anzeichen). Der Befund, erneut erkrankt zu sein, löste bei den Erzählerinnen unterschiedliche Reaktionen hervor: Die einen blieben gefasst, weil sie durch die Ersterkrankung wussten, welche kurativen Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Andere waren zutiefst erschüttert. (Diagnoseschock).

Ute Schuhmacher war nicht ganz von der Rolle, als sie von dem Rezidiv erfuhr, denn die Kinder sind selbstständig.

Waltraud Amann fiel anfangs in ein Loch durch die Diagnose Rezidiv, jetzt kennt sie ihre Behandlungsmöglichkeiten.

Auch die Frauen, bei denen eine Streuung des Krebses (Metastasen) im Körper festgestellt wurde, berichten, dass sie schockiert gewesen seien. Sie erzählen von ihrer Angst, dass Streuungen des Krebses unheilbar sind.

Zu erfahren, dass sie ein Rezidiv und Metastasen hat, war für Julia Bring die Hölle. Sie bekam ein Schlafmittel.

Heike Tschirner weiß, dass sie nicht mehr geheilt werden kann, sie konzentriert sich auf das Hier und Jetzt.

Manche Frauen, die eine unheilbar fortgeschrittene Erkrankung haben, bekommen eine Chemotherapie, die das Tumorwachstum eindämmen und krankheitsbedingte Beschwerden lindern kann. Silvia Litsching hat auch eine lange Krankheitsgeschichte mit vielen Höhen und Tiefen: Erst hatte sie ein Rezidiv, ein Jahr später wurden Knochen- und wieder ein Jahr später Lebermetastasen festgestellt. Wegen ihrer über 20-jährigen Erfahrungen mit der Erkrankung und verschiedener Behandlungsmethoden sei sie für viele andere Betroffene ein Vorbild, erzählt sie.

Regina Ritter erzählt von ihrer palliativen Chemotherapie und dass ihr gegen die Schmerzen ein Pflaster helfe.

Heike Tschirner macht keine Hardcore-Chemo mehr und auch nichts anderes, was ihre Lebensqualität einschränkt.

Silvia Litsching entschied sich nach Rezidiv mit Metastasen für eine harte Chemo und geht trotzdem Wandern.

Einige der interviewten Frauen mit metastasiertem Brustkrebs berichten, dass sich auch ihre Einstellung zum Leben durch die Konfrontation mit der Endlichkeit geändert habe. Neue Themen sind in den Vordergrund gerückt und auch die Notwendigkeit, sich mit dem Sterben auseinanderzusetzen, sei dringlicher (Auseinandersetzung mit Sterben und Tod). Aber es ist nicht nur die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben und Tod, die unsere Erzählerinnen beschäftigt, vielmehr das Leben selbst ist ihnen wichtig. Manche berichten davon, wie sie sich damit arrangieren, dass der Krebs Teil ihres Lebens bleiben wird.

Heike Tschirner erzählt, dass sich die Lebenssicht durch die Diagnose Metastasen völlig verändere.

Ute Schuhmacher trägt den Krebs wie in einem Rucksack, den man nicht in eine Ecke stellen kann.

Seit sie Metastasen hat, interessiert Heike Tschirner eine gesunde Ernährung nicht mehr, sie isst, was sie will.

Angesichts der begrenzten Lebenszeit überlegen manche der Erzählerinnen, wie langfristig sie wohl Pläne machen können oder wollen. Während die einen ihre Vorhaben in die nahe Zukunft legen, finden andere es wichtig, auch große Ziele zu verfolgen.

Heike Tschirner fühlt sich wie auf einem Schleudersitz. Pläne macht sie maximal für sechs Monate.

Tova Goldblum lebt seit vielen Jahren mit Metastasen und findet, man solle trotzdem langfristige Pläne verfolgen.

Manuela Weber fragt sich angesichts ihrer Diagnose mit Metastasen, ob sich Umziehen noch lohnt.

Manche der betroffenen Frauen wünschen sich, Gesprächspartnerinnen in ähnlicher Situation zu treffen und/oder professionelle Hilfe zu haben, um beispielsweise über das Sterben zu sprechen. So hätte Manuela Weber gerne mehr Angebote an Selbsthilfegruppen für metastasierte Brustkrebspatientinnen (Psychoonkologie, Psychotherapie, Selbsthilfe).

Manuela Weber überlegt, in ein Hospiz zu gehen und spricht mit ihrem Therapeuten über das Sterben.

Manuela Weber meint, dass der Kampf ums Überleben eine andere Qualität habe als der Kampf um Gesundung.