Leben mit Rezidiv oder Metastasen
Bei einigen unserer Frauen trat der Krebs an derselben Stelle wieder auf (Rezidiv). Manche beschreiben, dass sie selbst spürten, dass sich in ihrem Körper wieder etwas verändert hatte (Erste Anzeichen). Der Befund, erneut erkrankt zu sein, löste bei den Erzählerinnen unterschiedliche Reaktionen hervor: Die einen blieben gefasst, weil sie durch die Ersterkrankung wussten, welche kurativen Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Andere waren zutiefst erschüttert. (Diagnoseschock).
Auch die Frauen, bei denen eine Streuung des Krebses (Metastasen) im Körper festgestellt wurde, berichten, dass sie schockiert gewesen seien. Sie erzählen von ihrer Angst, dass Streuungen des Krebses unheilbar sind.
Manche Frauen, die eine unheilbar fortgeschrittene Erkrankung haben, bekommen eine Chemotherapie, die das Tumorwachstum eindämmen und krankheitsbedingte Beschwerden lindern kann. Silvia Litsching hat auch eine lange Krankheitsgeschichte mit vielen Höhen und Tiefen: Erst hatte sie ein Rezidiv, ein Jahr später wurden Knochen- und wieder ein Jahr später Lebermetastasen festgestellt. Wegen ihrer über 20-jährigen Erfahrungen mit der Erkrankung und verschiedener Behandlungsmethoden sei sie für viele andere Betroffene ein Vorbild, erzählt sie.
Einige der interviewten Frauen mit metastasiertem Brustkrebs berichten, dass sich auch ihre Einstellung zum Leben durch die Konfrontation mit der Endlichkeit geändert habe. Neue Themen sind in den Vordergrund gerückt und auch die Notwendigkeit, sich mit dem Sterben auseinanderzusetzen, sei dringlicher (Auseinandersetzung mit Sterben und Tod). Aber es ist nicht nur die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben und Tod, die unsere Erzählerinnen beschäftigt, vielmehr das Leben selbst ist ihnen wichtig. Manche berichten davon, wie sie sich damit arrangieren, dass der Krebs Teil ihres Lebens bleiben wird. Für Silke Winter rückte der Krebs vor allem durch Fehldiagnosen im Kontext von Metastasen in den Fokus. Sie sagt, dies habe sie erst zur Krebspatientin sowie deutlich misstrauischer und vorsichtiger gemacht.
Heike Tschirner erzählt, dass sich die Lebenssicht durch die Diagnose Metastasen völlig verändere.
Ute Schuhmacher trägt den Krebs wie in einem Rucksack, den man nicht in eine Ecke stellen kann.
Silke Winter wurde von Beginn an durch Fehldiagnosen verunsichert.
Angesichts der begrenzten Lebenszeit überlegen manche der Erzählerinnen, wie langfristig sie wohl Pläne machen können oder wollen. Während die einen ihre Vorhaben in die nahe Zukunft legen, finden andere es wichtig, auch große Ziele zu verfolgen.
Heike Tschirner fühlt sich wie auf einem Schleudersitz. Pläne macht sie maximal für sechs Monate.
Manuela Weber fragt sich angesichts ihrer Diagnose mit Metastasen, ob sich Umziehen noch lohnt.
Manche der betroffenen Frauen wünschen sich, Gesprächspartnerinnen in ähnlicher Situation zu treffen und/oder professionelle Hilfe zu haben, um beispielsweise über das Sterben zu sprechen. So hätte Manuela Weber gerne mehr Angebote an Selbsthilfegruppen für metastasierte Brustkrebspatientinnen (Psychoonkologie, Psychotherapie, Selbsthilfe).
Manuela Weber überlegt, in ein Hospiz zu gehen und spricht mit ihrem Therapeuten über das Sterben.