Kinder

Die Mütter und Großmütter unter unseren Interviewpartnerinnen machen sich Gedanken, welche Auswirkungen der Brustkrebs auf ihre eigenen Kinder beziehungsweise Enkel*innen oder auch auf die Kinder ihrer Angehörigen hat. Sie erzählen im Folgenden, welche Überlegungen sie angestellt haben, wann und wie sie ihnen die Diagnose mitteilen und wie sie mit ihnen darüber sprechen, was in der Behandlungszeit passiert. Je nach Alter der Kinder finden sie verschiedene Vorgehensweisen. Im Folgenden berichten die interviewten Frauen von ihren Erfahrungen mit Kleinkindern, Jugendlichen, aber auch erwachsenen Kindern (Auswirkungen auf die Familie).

Baerbel Grafenbach spricht offen mit ihrem jugendlichen Sohn über den Krebs, dann könne man alles diskutieren.

Christiane Gertz Enkelin findet, dass Brustkrebs ein großes Abenteuer sei und die Held*innen immer überleben.

Die Assoziation von Krebs mit Sterben und Tod macht es vielen unserer Erzählerinnen schwer, mit den Kindern über die Erkrankung zu sprechen. Manche berichten, dass sie die Jüngeren vor dunklen Gedanken schützen wollen und sprachen deshalb in der Zeit der Diagnosestellung oder auch danach das Wort „Krebs“ nicht aus, sondern sagten ihnen, dass sie krank seien, einen Knoten haben, der heraus operiert werden muss oder ähnliches. Andere der Interviewpartnerinnen sind der Meinung, dass es wichtig ist, von Anfang an auch mit jüngeren Kindern über die Ängste vor dem Tod zu sprechen. Einzelne der Frauen haben sich Rat und Hilfe bei anderen Betroffenen geholt, wie sie im Gespräch vorgehen sollen.

Iris Ludwig hat ihrer Tochter gegenüber das Wort Krebs vermieden.

Bianca Winkler nennt ihrer Tochter gegenüber bewusst den Krebs beim Namen.

Claudia Kressmanns Tochter war geschockt und ihr Ältester spricht erst mit 30 über seine Ängste von damals.

Die auch von Brustkrebs betroffene Freundin von Baerbel Grafenbach sprach mit dem Sohn über dessen Ängste.

Heike Tschirner erzählt, dass ihr erwachsener Sohn am Sprechen über ihren Krebs und dem Sterben gereift sei.

Viele der Interviewpartnerinnen stellen auch Überlegungen an, welche Folgen ihre Erkrankung im weiteren Leben der Kinder hat. Einige sind der Meinung, dass ihre erwachsenen Kinder ihre Ausbildung oder Arbeit fortführen sollten, auch wenn sie dann weit weg wohnen und nicht zur Unterstützung da sein können. Gudrun Altmanns Sohn bot zum Beispiel an, während der Chemotherapie zu ihr zu ziehen, um sie zu versorgen, sie lehnte das jedoch ab. Bei jüngeren Kindern machen sich einige der befragten Mütter Gedanken um mögliche psychische Spätfolgen: Manche sprachen mit ihrer Psychoonkologin darüber und informierten sich, welche professionelle Unterstützung sie bekommen könnten. Carolin Zenning suchte eine Beratungsstelle für krebskranke Kinder auf. Dort erhielt sie auch Tipps, wie sie zum Beispiel den Haarverlust thematisieren kann.

Ute Schuhmachers Sohn wollte den Studienplatz absagen, aber sie riet ihm, anzunehmen, es sei sein Leben.

Miriam Sulz-Brechts Tochter war damals ein Baby, irgendwann wird sie mit ihr über den Brustkrebs sprechen.

Carolin Zenning holte sich Tipps bei einer Beratungsstelle für Kinder krebskranker Eltern.

Einige der Frauen verwendeten Spielfiguren oder Kinderbücher über Krebs, um altersgerecht die Nebenwirkungen der Therapien zu erklären. Sonja Zeiss-Wengler ließ sich Umschreibungen einfallen, die ihrem damals Vierjährigen verständlich waren: So nannte sie die abgenommene Brust „Männerbrust“ oder die Perücke „Haarmütze“. Unsere Interviewpartnerinnen stellten auch Überlegungen an, wie sie die Kinder von Angehörigen aufklären könnten, beziehungsweise wie sie einen Umgang während der Behandlungszeit mit ihnen finden.

Katrin Oppelner erzählt, wie ihr Mann den Kindern mit Playmobil-Männchen erklärt, dass sie eine Glatze haben wird.

Julia Bring fand, die Kinder ihres Mannes sollten es nicht sehen, wenn es ihr nach der Chemo schlecht ging.

Während der Behandlungszeit bemühen sich die Mütter unter unseren Interviewpartnerinnen, auch weiterhin für ihre Kinder da zu sein, soweit es der persönliche körperliche Zustand erlaubt. Einige bekommen Unterstützung in der Kinderbetreuung oder auch im Haushalt von ihrer Familie oder aus ihrem sozialen Umfeld. (Auswirkungen auf die Familie und Freundeskreis) Manche haben auch eine Familienhelferin (Haushaltshilfe), die ihnen tatkräftig zur Seite steht. Die Erzählerinnen, deren Kinder zum Zeitpunkt der Diagnose schon erwachsen waren, sind meist froh, dass sie sich mehr ihrem Gesundwerden widmen können und keine Kinder mehr versorgen müssen.

Die Familienhelferin von Carolin Zenning brachte in der Chemozeit die Tochter in die Kita.

Viele der Mütter unter unseren Erzählerinnen sagen, dass sie wegen der Kinder „den Kampf“ gegen den Brustkrebs aufgenommen hätten, um ihre Töchter oder Söhne groß werden zu sehen. So gesehen hat ihnen das Dasein ihrer Kinder auch geholfen, die Behandlungszeit durchzustehen. Für danach überlegen sich manche der Frauen, wie sie für sich und ihre Kinder die Erholung gestalten können. Einige Interviewpartnerinnen machen eine Mutter-Kind-Kur und berichten, dass sie es gut fanden, dass sich eine Einrichtung speziell der Gesundung von Müttern mit Brustkrebs gemeinsam mit ihren Kindern gewidmet hat (Infos und Links und Rehabilitation).

Helga Dietrich kämpfte für ihre Familie. Nach der Therapie flog sie mit ihren Kindern in den Urlaub.

Miriam Sulz-Brecht findet das Konzept der Mutter-Kind-Kur toll, gemeinsam gesund zu werden.