Erste Anzeichen
Wir fragten unsere Interviewpartnerinnen, ob sie erste Anzeichen der Erkrankung gespürt haben. Einige hatten überhaupt keine körperlichen Veränderungen festgestellt. Andere ertasteten selbst einen Knoten, oft beim Duschen oder Eincremen.
Ute Schuhmacher spürte beim Duschen einen Knoten in ihrer Brust.
Folgende Beschreibungen werden für den Knoten gegeben: „wie eine Warze“, „fühlt sich wie ein Furunkel an“, „fingernageldickes Knötchen“, „Eindruck, es kugelt etwas durch die Brust“, „so groß wie eine Linse“, „wie eine geschwollene Drüse“, „etwas, was da nicht hingehört“, „wie ein Geschwulst“, „Knubbel“. Manche unserer Interviewpartnerinnen dachten, die Veränderung in ihrer Brust komme daher, weil sie sich gestoßen hätten. Einige Frauen bezeichnen den Knoten als schmerzfrei und beweglich, andere dagegen empfanden Schmerzen und beschreiben, dass sie etwas Hartes in ihrer Brust fühlten.
Regina Ritter spürte etwas Hartes in ihrer Brust und nahm das zunächst gar nicht so ernst.
Andrea Jesse fühlte einen komischen Schmerz wie Muskelkater in ihrer Brust.
Marion Pfulding hatte einen Tastbefund in ihrer Brust, aber keinen Knoten.
Die junge Jasmin Nussing bemerkte ein grünliches Nässen der Brust.
Gerda Martin stellte in der Sauna fest, dass sich ihre Brustwarze eingezogen hatte.
Es gab wiederum auch eine Interviewpartnerin, die verunsichert war, weil das, was sie in ihrer Brust fühlte, nicht mit den Beschreibungen anderer Patientinnen und weiteren Informationen, beispielsweise im Internet, übereinstimmte. Auch ihre Gynäkologin versicherte ihr, dass sie sich keine Sorgen machen müsse, da es nicht „hart und fest“ sei. Der Mammographie-Termin, den Silke Winter dennoch zur Sicherheit in Anspruch nehmen sollte, wurde daher nicht als dringlich empfunden.
Auch in anderen Fällen mündete das Feststellen einer Veränderung nicht immer gleich in einen Arztbesuch. Unsere Erzählerinnen vermuteten zum Beispiel, dass die Veränderung durch einen drückenden neuen BH- oder Bikini-Bügel herrührten oder durch den Sicherheitsgurt im Auto. Andere Teilnehmerinnen dachten aufgrund früherer Erfahrungen zunächst an eine Zyste, ein Fibroadenom (gutartige Geschwülste/Tumore der Brust), eine Mastopathie (gutartige Veränderungen des Brust-Drüsengewebes), eine Bindegewebsverhärtung, Fettablagerungen, eine Verhärtung des Milchkanals oder eine Mastitis (Brustentzündung). Erst als die Veränderung nicht weg ging oder sogar größer wurde, entschlossen sich die Interviewpartnerinnen, diese untersuchen zu lassen.
Einige der interviewten Frauen beschrieben uns eine Art Vorahnung oder Beunruhigung, weil sie sich schlecht, schlapp und schnell erschöpft fühlten beziehungsweise die Idee hatten, dass etwas mit ihnen nicht stimme.
Sonja Zeiss-Wengler fühlte sich einige Wochen unwohl und suchte ihre Frauenärztin auf.
Wegen ihrer Unruhe holte sich Regina Ritter eine zweite Meinung ein.
Andere Frauen hatten keinerlei Anzeichen und wurden im Rahmen des Mammographie-Screenings oder von Routinechecks diagnostiziert. Annette Huber sagt von sich, dass sie nicht so eine „Selbstabtasterin“ sei, da sie einen relativ großen Busen habe und dass sie deshalb zum Abtasten häufiger zum Arzt gehe. Grundsätzlich waren es bei unseren Erzählerinnen oft die Ärztinnen oder Ärzte, die bei Früherkennungsuntersuchungen den ersten Verdacht auf Brustkrebs äußerten und weitere Untersuchungen veranlassten.
Ulrike Blessinger ging im Rahmen eines Gesundheitsschecks zur Mammographie.
Obwohl Christiane Gertz keine Risikofaktoren hat, drängte ihre Gynäkologin sie zur Mammographie.
Wie die Diagnose gestellt und wie unsere Interviewpartnerinnen die Diagnosemitteilung erlebt haben, können Sie in den gleichnamigen Thementexten erfahren (Diagnosestellung und Diagnoseschock).