Komplementäre Behandlungen
Viele unserer Interviewpartnerinnen berichten zusätzlich zu ihren schulmedizinischen Behandlungen von Erfahrungen mit Misteltherapie, Anthroposophischer Medizin, Homöopathie, Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM, auch Akupunktur), Ayurvedischer Medizin, Bachblüten, Aromatherapie, Nahrungsergänzungsmitteln, Vitamin B 17-Infusionen oder Hyperthermie. Ebenso erzählen sie von verschiedenen Energie- und Entspannungsmethoden und Einflussnahme auf die Krebszellen durch Visualisierungstechniken. Manche Frauen gingen schon vor der Krebserkrankung zu Homöopath*innen oder Heilpraktiker*innen, die sie dann auch während der Krebstherapien begleiteten. Andere unserer Interviewpartnerinnen beschäftigen sich erst nach der Diagnose mit der Frage, ob sie komplementäre Behandlungen anwenden sollten. Einige erhofften sich dadurch, besser durch die Therapie zu kommen und die Begleiterscheinungen zu verhindern oder abzuschwächen.
Vor allem während der Chemotherapie suchten unsere Frauen Unterstützung durch komplementäre Behandlungen. Aber auch nach den schulmedizinischen Behandlungen wählten einige Betroffene naturheilkundliche Mittel, um ihren Körper zu entgiften. Tipps bekamen sie von Gynäkolog*innen, Hausärzt*innen, Onkolog*innen, von den Krankenkassen, viele auch aus Selbsthilfegruppen oder von Freund*innen und Bekannten. Alina Schillers Ärzt*innen empfohlen ihr, schon vor der Chemotherapie Kühlpacks für Hände und Füße zu nutzen, um Polyneuropathien zu vermeiden, was bei ihr erfolgreich war. In manchen Einrichtungen gibt es naturheilkundliche Sprechstunden beziehungsweise eine Kooperation mit Homöopath*innen.
Während der Chemotherapie wurde Dagmar Schiffer naturheilkundlich begleitet.
Die meisten Interviewpartnerinnen stellten ihre Ernährung um: weniger Fleisch und Süßes, mehr Omega-3-Fettsäuren, frisches Obst und Gemüse (Ernährung, Sport, innere Haltung). Oft wurde von unseren Interviewpartnerinnen auch die Homöopathie genutzt. Manche der Erzählerinnen geben an, dass ihnen diese zum Beispiel bei Nebenwirkungen oder Folgeerscheinungen der Therapien geholfen hätte. Eine Interviewpartnerin hat beispielsweise sowohl vorbeugende als auch unterstützende Maßnahmen getroffen: Durch Salbei- oder schwarzen Tee konnte Alina Schiller ihren Kreislauf in Schwung bringen, durch Ananas ihrer Mundtrockenheit begegnen.
Homöopathie half Greta Tietze-Stein bei einer schweren Schleimhautentzündung im Darm.
Homöopathische Globuli verhalfen Gudrun Altmann zu einem besseren Allgemeinbefinden.
Das gleiche Argument, nämlich die Abwehrkräfte zu stärken und das Allgemeinbefinden zu verbessern, haben auch die Interviewpartnerinnen, die eine Misteltherapie machen. Die Frauen berichten unterschiedlich: manchmal wurde diese Behandlung von der Kasse übernommen, manchmal nicht. Einig sind sich die Betroffenen darin, dass diese Therapie nur wirke, wenn man dahinterstehe. Manche lehnten sie deshalb gleich im Vorfeld ab oder gaben das Spritzen von Mistel nach einer Zeit wieder auf. Auch ist es für einige ein Problem, sich selbst Spritzen zu verabreichen. Andere Erzählerinnen finden es dagegen gut, eine eigene Entscheidung zu treffen und dem Körper selbst eine Stimulanz geben zu können. Christiane Gertz lässt sich den Mikronährstoffhaushalt analysieren und weiß, dass von elf Mistelpräparaten nur zwei bei ihr wirken. Bei einzelnen Interviewpartnerinnen trat eine Allergie auf und sie mussten die Misteltherapie abbrechen.
Ute Schuhmacher hat das Gefühl, durch die Misteltherapie mehr Abwehrkräfte zu haben.
Weil sie nicht ganz davon überzeugt war, gab Elke Ferch die Misteltherapie auf.
Gabriele Ohler entschied selbst, dem Körper durch die Mistel eine Stimulanz zu geben.
Tova Goldblum nimmt Mistel in Kapselform und Nahrungsergänzungsmittel ein.
Viele unserer Interviewpartnerinnen nehmen Nahrungsergänzungsmittel ein. Am häufigsten werden Vitamine, Selen, Soja oder Aprikosenkerne genannt. Manche lehnen dies aber ab, weil sie nicht noch mehr Medikamente schlucken wollen oder auch, weil sie Wechselwirkungen während der Chemotherapie befürchten.
Einige unserer Interviewpartnerinnen nutzen auch naturheilkundliche Therapien. Für viele ist es wichtig, dies mit ihren Ärzt*innen zu besprechen, einzelne setzten ihre Entscheidung auch gegen den Rat der medizinischen Fachpersonen durch. Manche Frauen lehnten auch einzelne schulmedizinische Behandlungswege ab und entschieden sich stattdessen für naturheilkundliche Präparate. Dabei betonen sie, dass dies eine individuelle Entscheidung und nicht für alle Betroffene zu empfehlen sei.
Carolin Zenning erzählt von ihren Erfahrungen mit Bachblüten und Ayurveda.
Ulrike Blessinger hat die Aromatherapie gut getan.
Manche Frauen haben eine Hyperthermie-Behandlung mitgemacht. Einige der Erzählerinnen investierten dafür oder für andere Behandlungen sehr viel Geld oder nahmen lange Reisen zu Spezialist*innen auf sich. Bei einzelnen Interviewpartnerinnen sprengten die Ausgaben für spezifische Behandlungen ihren finanziellen Rahmen und sie mussten abbrechen.
Petra Schuler berichtet, wie sie die Hyperthermie-Behandlung erlebt hat.
Silvia Litsching berichtet von ihren Erfahrungen mit Vitamin B17-Infusionen.
Rosemarie Berthel beendete ihre Energiebehandlung, als sie ihr zu teuer wurde.
Manche der Interviewpartnerinnen haben Erfahrungen mit Techniken, die über die Psyche Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen sollen (Link Psychoonkologie, Psychotherapie und Selbsthilfe).
Manche unserer Erzählerinnen wünschen sich, mehr über alternative Möglichkeiten im ärztlichen Gespräch aufgeklärt zu werden, auch wenn sie sich gegen den schulmedizinischen Standard entschieden hätten.
Christiane Gertz wünscht sich in der ärztlichen Beratung das Aufzeigen alternativer Möglichkeiten.