Tova Goldblum hat keine Angst vor dem Tod und glaubt, dass jede*r seine Zeit auf der Erde bekommt.

Ach, ich habe keine Angst. Ich weiß: Jeder von uns muss gehen, der eine früher und der andere später. In unserer Religion sagt man, wenn man auf die Welt kommt: "Jeder kriegt seine Zeit." Also ich habe auch meine Zeit. Meine Mutter hat erfahren, dass ich 80 werde, ich weiß nicht, ob ich es werde, aber ich feiere bewusst jedes Jahr meinen Geburtstag. Bewusst. Sehr bewusst und ich schäme mich nicht, zu sagen, wie alt ich bin. Und ich denke, wenn die Zeit gekommen ist, dann werde ich gehen, weil die Zeit gekommen ist.
Natürlich hoffe ich wie viele andere, dass ich nicht sehr viel leide oder nicht sehr viele Schmerzen habe oder irgendetwas. Aber auch hier lehrt meine Religion: Die Schmerzen und das Leiden gehören auch dazu und das ist in Ordnung, das nehme ich an. Und ich lebe nicht, dass ich morgen sterbe, ich lebe heute mit Freude, mit der Hoffnung, dass ich auch morgen lebe. Natürlich sollte man so leben, als ob heute der letzte Tag ist, aber ich denke, wenn der letzte Tag gekommen ist, dann wird es kommen. Ich kann es nicht steuern oder sagen: "Ja" oder "Nein" oder "Wie" oder "Was". Ich hoffe, das wird nicht so schmerzerfahren sein. Das hoffe ich. Aber wenn nicht, muss ich auch die Schmerzen hinnehmen und man weiß nicht, für was sie gut sind. So ist es.
Ja und bis jetzt hat mir der liebe Gott 20 Jahre geschenkt. Ich sage jeden Tag "Dankeschön" dafür. Das habe ich vor zehn Jahren oder fünfzehn Jahren nicht gedacht. Ich habe sehr gehofft, aber das war nicht klar, dass ich so lange lebe. Und ich lebe so lange und das ist in Ordnung. Und deswegen habe ich auch keine Angst vor dem Tod. Ich denke, das gehört zum Leben. Ich hoffe, dass ich meine Rolle und meine Bestimmung hier auf der Erde erfüllt habe oder ich bemühe mich, sie so gut wie möglich zu erfüllen, ich bemühe mich, meine Sachen, die ich mache, gut zu machen. Und mehr kann ich sowieso nicht tun. Ich sage, wenn ich nachher einmal nach oben komme und wenn es so dieses Oben gibt, dann wird man mich fragen: "Was hast Du gemacht?" Dann werde ich sagen: "Ich habe versucht, Brücken zu machen zwischen Religionen, zwischen Leuten, zwischen Traditionen und so". Und ich hoffe, dass es meine Bestimmung war. Ich weiß es nicht. Wenn nicht, soll der mich wieder hin schicken, dass ich wieder hierher komme und meine andere Rolle in Ordnung bringe, aber man weiß ja nicht.