Die Erfahrungen von Thomas Bergmann
Thomas Bergmann ist zum Zeitpunkt des Interviews 64 Jahre alt und verheiratet. 2011 spürte er erste Veränderungen seiner rechten Brustwarze, bevor er 2013 die Diagnose Brustkrebs erhielt. Seine Frau und seine Tochter, Gynäkologin, begleiteten ihn zu Arztbesuchen und unterstützten ihn. Heute engagiert er sich selbst für Männer mit Brustkrebs und möchte ihnen in der Versorgung mehr Aufmerksamkeit ermöglichen.
Thomas Bergmann nahm 2011 eine Veränderung seiner rechten Brustwarze wahr, aus der ein Sekret austrat. Daraufhin suchte er seinen Hausarzt auf, der ihn zum Urologen schickte. Dort wurde eine Entzündung in der Brust festgestellt und ihm wurde ein Antibiotikum verschrieben. Die Beschwerden verschwanden, tauchten aber zwei Jahre später wieder auf. Er suchte erneut seinen Urologen auf und bekam wieder ein Antibiotikum. Dies half nicht, zudem war seine Brustwarze verhärtet. Thomas Bergmann wurde zu einem plastischen Chirurgen überwiesen. Dieser schickte ihn zum Gynäkologen, nachdem Thomas Bergmann ihm von dem Brustkrebs der Schwester seines Vaters erzählte. Es erfolgten eine Mammographie und eine Ultraschalluntersuchung.
Nach den Untersuchungen erhielt Thomas Bergmann die Diagnose Brustkrebs. Dies überraschte ihn, da er Brustkrebs bei Männern für eine Seltenheit hielt. Er wurde operiert und es wurden befallene Lymphknoten entfernt. Während der Chemotherapie erlebte Thomas Bergmann viele Nebenwirkungen wie Übelkeit, Haar- und Nagelausfall und eine starke Reizung der Schleimhäute. Die Bestrahlung hingegen bereitete ihm keine Beschwerden. Er kommunizierte seine Erkrankung sehr offen, so auch im Arbeitsumfeld. Während seiner Behandlung arbeitete er in dem Rahmen, in dem sein Körper es zuließ. Seine Familie war für Thomas Bergmann in dieser Zeit eine große Unterstützung. Mit seiner Frau konnte er sich jederzeit austauschen, zumal sie sich sehr viel informierte. Seine Tochter, die zum Zeitpunkt der Diagnose Medizin studierte und heute Gynäkologin ist, bat ihm insbesondere den fachlichen Rückhalt.
Thomas Bergmann fragte sich vor allem zum Diagnosezeitpunkt, warum ihn eine solch seltene Erkrankung trifft und was er falsch gemacht hat. Er lernte insbesondere durch den Austausch mit anderen Betroffenen, dass es keine endgültige Erklärung gibt. In seiner medizinischen Versorgung fühlte er sich alleingelassen, da er als Mann mit Brustkrebs im Gesundheitssystem keinen Platz hatte. Daher setzt er sich heute ehrenamtlich für Männer mit Brustkrebs ein. Thomas Bergmann betont, wie sehr ihm die Anschlusseilbehandlung und Bewegung neue Energie gegeben haben. Auch seine positiv denkende Art war ihm eine Hilfe im Umgang mit der Erkrankung.
Durch die Krebserkrankung und sein Engagement hat Thomas Bergmann viele neue und interessante Menschen kennengelernt. Die Diagnose hat ihn verändert, sagt er. Er ist sensibler geworden und möchte die Gegenwart genießen, sorgsamer auf seine Gesundheit achten und Prioritäten anders setzen. So ist er auch mit 61 Jahren frühzeitig in Rente gegangen, verreist heute gerne mit seiner Frau und besucht z. B. seine Kinder und deren Familien.
Das Interview wurde Ende Juni 2023 geführt.
Alle Interviewausschnitte von Thomas Bergmann
Thomas Bergmann bezeichnet die Bestrahlung im Vergleich zur Chemotherapie als Spaziergang.
Thomas Bergmann hat die Krebserkrankung sensibler und zugleich entspannter gemacht.
Thomas Bergmann begegnet in seinem Freundeskreis unterschiedlichen Reaktionen.
Thomas Bergmann kennt viele Männer mit Brustkrebs, die Scham empfinden.