Die Erfahrungen von Susanne Ricke
Susanne Ricke ist zum Zeitpunkt des Interviews 61 Jahre alt und wohnt mit ihrem Partner zusammen. Im September 2022 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Seitdem erhält sie Erwerbsminderungsrente. Zum Zeitpunkt des Interviews ist Susanne Ricke seit ein paar Wochen von ihrer Anschlussheilbehandlung zurück und überlegt nun, wie sie noch eine kleine Nebenbeschäftigung in ihren Alltag einbauen kann. Die sozialen Kontakte und eine Aufgabe zu haben, waren für sie immer wertvoll. Weiterhin hat Susanne Ricke gelernt, mehr auf sich selbst zu achten und schöne Ereignisse nicht mehr aufzuschieben.
Susanne Ricke ging regelmäßig zum Mammographie-Screening, insbesondere, weil ihre Mutter und ihre Schwester bereits an Brustkrebs erkrankten und sie 2021 ein bösartiges Melanom hatte. 2022 wurde bei dieser Vorsorgemaßnahme ein Tumor in der Brust entdeckt, der durch eine brusterhaltende OP und 16 Bestrahlungen behandelt wurde. Während der Behandlungen spürte Susanne Ricke wenig Nebenwirkungen. Leichte Hautverfärbungen und Verbrennungen, Übelkeit in Folge der Narkose und die Wahrnehmung der Brust als Fremdkörper beschäftigten sie. Mit der Zeit konnte sie sich jedoch daran gewöhnen, vor allem aufgrund der Unterstützung durch ihren Partner. Durch die Krebsdiagnosen sind die beiden noch enger zusammengerückt, sagt Susanne Ricke.
Zum Zeitpunkt des Interviews geht es Susanne Ricke gut und sie geht regelmäßig zur Nachsorge. Vor diesen Terminen macht sie sich oft Sorgen und grübelt viel. Eine Anschlussheilbehandlung, die zwei Monate vor dem Interview erfolgte, half ihr dabei, diese Sorgen zu verringern. Hier genoss Susanne Ricke neben Entspannungstechniken den Austausch mit anderen Betroffenen. Sie weiß nun, dass sie nicht alleine mit ihrer Diagnose ist. Weiterhin bekam Susanne Ricke in der Anschlussheilbehandlung und von ihren behandelnden Ärzt*innen gutes Informationsmaterial. Dadurch fühlt sie sich heute ausreichend informiert und hat durchweg großes Vertrauen in ihre Ärzt*innen.
Susanne Ricke findet es schade, dass das Angebot von psychoonkologischer Unterstützung und von Selbsthilfegruppen in ihrem sehr ländlichen Wohnort kaum vorhanden ist. Hier ist sie jedoch weiterhin auf der Suche und würde ein solches Angebot gerne in Anspruch nehmen. Rückhalt findet sie darüber hinaus bei einer Nachbarin und engen Freundin, die ebenfalls Brustkrebs hatte, sowie bei ihren ehemaligen Arbeitskolleginnen. Susanne Wilke wandert gerne und auch regelmäßige Saunabesuche sind für sie eine Kraftquelle. Insgesamt hilft es ihr, dass sie mit der Zeit gelassener geworden ist und mehr an sich selbst denkt. Susanne Ricke hört heute auf ihre eigenen Bedürfnisse, indem sie Pausen einbaut und Nein sagt, wenn sie dies braucht.
Das Interview wurde im Juli 2023 geführt.