Durch mehrfache Fehldiagnosen hat Silke Winter sich erst als Krebspatientin gefühlt. Durch psychoonkologische Begleitung konnte sie dies bearbeiten.
Aber ein paar Sachen hatte ich natürlich, oder ich bin auch zu den Gruppensitzungen beim Psychoonkologen. Ich kann mich an die Frage erinnern: "Was hat sich denn so für Sie verändert?" Habe ich noch gesagt: "Nichts." Okay, aber das kippte, das kippte ganz durch die Fehldiagnosen. Da wurde ich zum Krebspatienten, das hat mich massiv zum Krebspatienten gemacht. Ich bin ja kein Arzt, ich bin Betroffener, und natürlich nimmt man das als Gegebenheit an. Ich habe mich als Palliativpatient gesehen, natürlich. Was will man denn bei Hirnmetastasen bitte noch groß machen? Ich kann mich auch erinnern, als ich im Krankenhaus zur OP lag, kommt immer die Psychoonkologin regelhaft durch, das ist immer so im Brustzentrum. Fand ich gut, die hat sich total viel Zeit genommen für mich, ich kann mich gut an ihre Frage erinnern: "Stellen Sie sich mal vor, wenn/" Also der Endbefund lag ja zu dem Zeitpunkt noch nicht vor. Diese Psychoonkologin fragte: "Was, wenn Ihnen die Ärztin sagen würde, also Prognose sieht nicht gut aus? Was würde Ihnen in dem Moment durch den Sinn gehen, was wäre da wichtig für Sie?" Ja, diese Frage hat mich im Kontext dann auch noch mal dieser ganzen anderen Sache enorm beschäftigt. Also das war eine sehr erhellende Frage, muss ich im Nachhinein sagen. Ich bin der Frau sogar dankbar für die Frage. Und fortan war das Thema Krebs, auch nach diesem allerletzten Endgespräch ist es nie wieder gegangen, das Gefühl, Krebspatientin zu sein, und die Ärztin bietet solche Sitzungen an, solche, ja, das ist so eine Art Psychoedukation oder eine Art Selbsthilfe mit professioneller Beteiligung, also so Themensitzungen zum Thema Krebs. Und in regelmäßigen Abständen bin ich auch zu diesen Sitzungen zu der Ärztin gegangen, zu der Gruppe. Ich weiß immer, wenn ich da war, das war ein ganz komisches Gefühl, weil ich habe gedacht: Ja, hier bin ich unter uns. Und wenn ich dann weg war, war es irgendwie: Ja, jetzt bin ich nicht mehr unter uns, so.