Die Erfahrungen von Nurguel Dogan

Portrait Nurguel Dogan ist 40 Jahre alt und verheiratet. Sie hat zwei Söhne. Während ihrer Behandlungszeit war für sie die Begleitung durch ihre Familie besonders wichtig. Ihre Haltung ist es, „Moral“ zu haben: Glücklich zu sein, auch wenn man krank ist.

Nurguel Dogan ging regelmäßig zu Früherkennungsuntersuchungen als 2009 ein Knoten festgestellt wurde. Eine Biopsie führte zur Brustkrebsdiagnose. Sie war schockiert und machte sich Sorgen um ihre beiden zehn- und elfjährigen Söhne. Zunächst bekam sie eine neoadjuvante Chemotherapie.

Um sich um sie und die Kinder zu kümmern, habe sich ihr Mann bei jedem Chemotherapiezyklus für einige Tage Urlaub genommen, berichtet sie. Die fünfte Behandlung werde sie ihr Leben lang nicht vergessen: Das Medikament wurde gewechselt und sie litt unter so starken Knochenschmerzen, besonders im Kiefer, dass sie den Ärzten aus Verzweiflung androhte, sich aus dem Fenster zu stürzen. Durch eine Klammer vom Zahnarzt für den Kiefer, der durch die Schmerzen ganz schief geworden war und eine Schmerztherapie mit Morphium ging es ihr bald wieder besser. Nach der Chemotherapie wurde der Tumor entfernt, auf ihren Wunsch die ganze Brust ausgeräumt und gleich ein Silikonimplantat eingesetzt, mit dem sie sehr zufrieden ist. Es folgte eine Hormontherapie.

Für Nurguel Dogan spielt die Familie eine wichtige Rolle. Sie erzählt, dass es hilfreich für sie war, dass ihr Mann ihr auch dann immer Komplimente gemacht und ihr gesagt habe, dass er sie liebe, als sie Haare, Augenbrauen und Wimpern verlor und durch das Tamoxifen viel Gewicht zunahm. Man brauche in dieser Zeit jedes Kompliment, meint sie lachend. Ihre sechs Geschwister seien immer für sie da gewesen, so dass sie zur Chemotherapie und zu den Arztgesprächen nie allein gehen musste. Ihre Eltern, die nicht in Deutschland wohnen, habe sie jedoch nicht belasten wollen und erzählte ihnen im ersten Jahr nichts von der Diagnose. Als Muslima bat sie Gott während der Behandlung oft um Kraft.

Nurguel Dogan sagt von sich, dass sie ein lebenslustiger Mensch sei und alles locker nehmen könne, das erleichtere ihr vieles. Meist habe sie eine Perücke oder „flotte“, schöne Kopftücher getragen, so dass andere dachten: „Bei dir sieht man gar nichts.“ Mithilfe von Kosmetik, falschen Augenbrauen und Wimpern habe sie auch während der Chemotherapie gut aussehen können. Sie ging aber auch mit Glatze ins Schwimmbad und hatte kein Problem damit. Von einem Kunden bei ihrer Arbeit wurde sie sogar für ein Model für glatzköpfige Frauen gehalten. Trotzdem sei beim Nachwachsen der Haare „jeder Zentimeter eine Freude“ gewesen.

Das Interview wurde Anfang 2013 geführt.

 

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