Die Erfahrungen von Nicole Bissinger

Portrait Nicole Bissinger ist 44 Jahre alt und lebt allein. 2009 wurde ihr ein Paget Karzinom diagnostiziert, welches zuvor eineinhalb Jahre fälschlicherweise als Ekzem behandelt wurde. Sie ließ eine Operation und 2010 einen Brustaufbau mit der DIEP-Flap Methode durchführen. Unter den Nebenwirkungen der Chemotherapie litt sie stark.

Eine kleine Wunde an ihrer rechten Brustwarze veranlasste Nicole Bissinger dazu, ärztlichen Rat zu suchen. Da zunächst ein Ekzem vermutet wurde, folgte eine Cortison Behandlung. 2009 wurde dann durch eine Biopsie ein Paget Karzinom nachgewiesen. Mit dieser Diagnose musste sie sich binnen einer Stunde für oder gegen eine Brustabnahme entscheiden. Sie ließ sich operieren und gleich einen Expander einlegen. Während der Chemotherapie wurde die Brust alle drei Wochen aufgefüllt. Es folgte eine Therapie mit Dreimonats-Depot-Antihormon-Spritzen. Heute erhält sie ein homöopathisches Ersatzmittel.

Nicole Bissinger erzählt, dass sie heute eine Chemotherapie wegen der vielen Nebenwirkungen für sich ausschließen würde: Sie hatte unter anderem Stimmungsschwankungen, starke Knochenschmerzen und einen metallischen Geschmack im Mund. Auch die Hormontherapie war für Nicole Bissinger ein großer Einschnitt im Leben. Sie verspürte kontinuierlich Hunger und nahm etwa 20 Kilogramm zu. Als besonders schlimm empfand Nicole Bissinger ihre plötzliche Gefühlskälte: Über einen Zeitraum von zwei Jahren habe sie keine körperliche Nähe zulassen können. Dies sei auch mit ein Grund für die Trennung ihres damaligen Partners gewesen, der sie durch die Erkrankung begleitet hatte, berichtet sie.

Zum Zeitpunkt der Entscheidung über die Behandlung hat sie sich schlecht informiert gefühlt. Sie wünscht sich von ÄrztInnen einen ehrlicheren Umgang mit Patientinnen und eine bessere Aufklärung über Behandlungsmöglichkeiten. Patientinnen rät sie wiederum, sich selbst Informationen zu beschaffen, um besser mitentscheiden zu können.

Ihre operierte, noch verbundene Brust habe sie nicht betrachten können, erzählt Nicole Bissinger. Ein Gespräch mit ihrem Arzt gab ihr dann den Mut, dies zu tun. Heute ist sie mit ihrer aufgebauten Brust weitgehend zufrieden. Im Hinblick auf einen möglichen neuen Partner fragt sie sich, wie jener auf ihre Narben reagieren wird, ist aber zuversichtlich, dass er damit umgehen werde können.

Nicole Bissinger fasst für sich zusammen, dass sie nicht dankbar sei, Krebs bekommen zu haben, dass sie sich aber den Weg durch die Erkrankung nicht mehr nehmen lassen wolle. Der Krebs habe sie als Person einen Riesensprung nach vorne katapultiert. Um alles zu verkraften, schrieb sie ein Buch.

Das Interview fand Anfang 2013 statt.

 

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