Die Erfahrungen von Melanie Thiel

Portrait Melanie Thiel ist 34 Jahre alt und verheiratet. Die Diagnose eines Triple negativ Tumors bekam sie mit 29 Jahren, als ihre beiden Töchter dreieinhalb Jahre und zehn Monate alt waren. Drei Jahre nach der Chemotherapie wurde sie erneut schwanger. Heute arbeitet die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin wieder.

Melanie Thiel schildert, dass sie aufgrund eines selbst ertasteten Knotens in der Brust zum Gynäkologen ging. Eine Biopsie führte zur Diagnose Brustkrebs. Ihre größte Sorge war in dem Moment, ihrer Mutter die Diagnose mitzuteilen, da ihr Halbbruder bereits an Krebs verstorben war.

Ihre damals sehr langen Haare waren für sie sehr wichtig. Daher war sie geschockt, dass eine Chemotherapie durchgeführt werden sollte. Der Haarverlust habe sie dann doch nicht so sehr belastet. Als das Medikament umgestellt wurde, ist sie aufgrund von schlechten Laborwerten ins Krankenhaus gekommen und musste auf die Isolierstation verlegt werden. Das Schlimmste daran sei gewesen, dass sie ihre Kinder nicht sehen durfte. Ein Gespräch mit einem Psychologen, der sie auf der Station besuchte, war hilfreich in dieser Situation. Für jede Chemotherapie belohnte sie sich selbst mit einem Geschenk, wie zum Beispiel mit einer teuren Handtasche.

Anschließend wurde Melanie Thiel brusterhaltend operiert und bestrahlt. Glücklicherweise habe sie während der Behandlung eine Haushaltshilfe und Freunde gehabt, die sich um die Kinder kümmerten, wenn sie im Bett lag und sich erholte. Zusätzlich habe ihr Mann in dieser Zeit flexibel arbeiten können und sie auch sonst sehr unterstützt.

Knapp drei Jahre nach der Erkrankung ist Melanie Thiel überraschend auf natürlichem Wege schwanger geworden, was sie als kleines Wunder bezeichnet. Während ihr Mann und ihre Mutter sich um ihre Gesundheit und die des Ungeborenen sorgten, wollte sie das Kind unbedingt bekommen. Sie und ihr Gynäkologe recherchierten viel und fanden nur wenige Informationen, aber zumindest nichts Negatives. Zusätzlich suchte Melanie Thiel eine Humangenetikerin auf, welche die Unbedenklichkeit der Schwangerschaft bestätigte. 2012 brachte sie ihren Sohn gesund zur Welt und konnte ihn mit der gesunden Brust stillen.

Melanie Thiel sei froh, dass neben dem Familienalltag das Thema Krebs eigentlich keinen Platz mehr habe. Dadurch verpasste sie aber auch Nachsorgetermine und wünscht sich dafür ein elektronisches Erinnerungssystem. Sie findet, man solle sich lieber an schönen Sachen erfreuen und das Leben genießen, als sich über negative Dinge Gedanken zu machen.

Das Interview wurde Mitte 2013 geführt.

 

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