Die Erfahrungen von Jasmin Nussing

Portrait Zum Zeitpunkt des Interviews ist Jasmin Nussing 26 Jahre alt. Sie lebt allein und geht zur Technikerschule, als sie Ende 2012 die Diagnose Brustkrebs erhält. Sie ist BRCA1-Genträgerin. Trotz aller Behandlungen schafft sie einen guten Schulabschluss. Sie plant, demnächst voll arbeiten zu gehen.

Nachdem ihre Brust wiederholt grünlich nässte, suchte Jasmin Nussing ihre Gynäkologin auf, die eine Tastuntersuchung sowie eine Ultraschalluntersuchung durchführte. Die Mammografie ergab einen unauffälligen Befund. Auf ihren eigenen Wunsch hin wurde sie biopsiert und Brustkrebs an der linken Brust diagnostiziert. Jasmin Nussing erhielt eine Chemotherapie, eine brusterhaltende Operation, eine Antikörpertherapie und Strahlentherapie.

Bei der Mitteilung der Diagnose war Jasmin Nussing zunächst sehr gefasst. Erst als sie ihre Mutter am Telefon von der schlechten Nachricht berichtete und diese „fix und fertig“ gewesen sei, habe auch sie weinen können, erzählt sie. Schnell hätte sie sich wieder gefangen und dem Krebs den Kampf erklärt.

Jasmin Nussings Mutter erkrankte selbst vor einigen Jahren an Brustkrebs und begleitete ihre Tochter zu den meisten medizinischen Gesprächen. Jasmin Nussing empfand ihr Wissen und ihre Erfahrung als hilfreich und besser, als im Internet zu recherchieren. Als eine Onkologin ihr dazu riet, beide Brüste abnehmen zu lassen, da sie wie ihre Mutter Genträgerin sei, lehnte Jasmin Nussing diese Option ab, denn ihre Mutter erkrankte trotzt Brustentfernung erneut. „Die Sicherheit ist nie da“, meint Jasmin Nussing.

Durch die Diagnose hat sich ihr Freundeskreis deutlich reduziert. Sie denkt, dass viele damit nicht umgehen konnten. Auch hat sie durch die Medikamente und die „Fressattacken“ bei der Chemotherapie viel an Gewicht zugenommen und einige unschöne Reaktionen aus ihrem Umfeld erfahren müssen. Dabei sagt sie: „Ich bin der gleiche Mensch, der ich vorher auch war, auch wenn ich rund bin.“

Während der Chemotherapie wurde sie von einer Mentaltrainerin begleitet, die ihr half zu entspannen und ihre Gefühle besser einzuordnen.

Die ganze Behandlungszeit über ging sie weiter zum Unterricht. Die Stunden während der Chemotherapie nutzte sie, um zu lernen. Eine gute Ablenkung, um nicht ins Grübeln zu verfallen, erzählt Jasmin Nussing. Geholfen hätten ihr auch die Freunde, die sie aus dem Loch herausholten, wenn sie nicht mehr von alleine herauskam. Heute freut sie sich an ihrer Hündin, die sie aus dem Tierheim geholt hat.

Das Interview wurde Mitte 2013 geführt.

 

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