Die Erfahrungen von Heiner Töpfer
Heiner Töpfer ist zum Zeitpunkt des Interviews 66 Jahre alt und verheiratet. 2011 erkrankte er an Brustkrebs, 2019 an Prostatakrebs. Er ist pensioniert und engagiert sich in seiner Freizeit in mehreren Bereichen ehrenamtlich, beispielsweise für die zielgruppenspezifischere Versorgung von Männern mit Brustkrebs.
Heiner Töpfer ertastete 2011 zufällig einen Knoten in seiner Brust. Er suchte daraufhin den Frauenarzt seiner damaligen Lebensgefährtin auf. Bei ihm wurde nach einer Ultraschalluntersuchung und anschließender Biopsie ein bösartiger Tumor diagnostiziert. Dies ängstigte ihn zunächst, da auch seine Mutter eine Krebserkrankung hatte. Im CT wurde festgestellt, dass sein Tumor lokal begrenzt ist. Dies half Heiner Töpfer, die Diagnose gut zu verarbeiten, da der Krebs dann so besser behandelbar war. Er vertrug die Operation, Chemotherapie und Bestrahlung ohne große Probleme. Danach musste er über fünf Jahre Anti-Östrogene einnehmen. Dabei erlebte er Hitzewallungen und eine Erektionsschwäche. Diese Folgen wirkten sich auf das Zusammenleben mit seiner damaligen Lebensgefährtin aus. Er war in der Beziehung unzufrieden und ist der Meinung, dass diese auch das Ausbrechen des Brustkrebses gefördert haben könnte.
Da bei Heiner Töpfer im Zuge der Brustkrebsdiagnose eine BRCA2-Mutation festgestellt wurde, geht er regelmäßig zur Vor- und Nachsorge. Nach der ersten Brust-OP im Jahr 2011 ließ er sich zur Sicherheit vier Jahre später auch die zweite Brust entfernen. Heiner Töpfer vertraute seinen Ärzt*innen und der klassischen Schulmedizin und erlebte seine medizinische Versorgung als positiv. Im Jahr 2019 erkrankte Heiner Töpfer an Prostatakrebs. Im Anschluss an die Prostatektomie verspürte er nur kurzzeitig Schmerzen aufgrund eines Blasenkatheters. Darüber hinaus verlor Heiner Töpfer nach der Prostataentfernung endgültig seine Erektionsfähigkeit. Um seinen Körper wieder besser wahrzunehmen und zu sich selbst zu finden, besuchte er tantrische Seminare. Dabei lernte er neue sexuelle Möglichkeiten kennen, die ihm halfen, die verlorene Erektionsfähigkeit zu kompensieren. In einem der Seminare begegnete er seiner jetzigen Ehefrau. Mit dieser führt er heute eine glückliche Beziehung.
Heiner Töpfer sagt, dass er durch seine multiplen Krankheitsgeschichten ein selbstständiger und informierter Patient geworden ist. Zu keiner Zeit verspürte er das Bedürfnis nach Unterstützung, beispielsweise durch eine Anschlussheilbehandlung, Rehabilitation oder Psychoonkologie. Er nimmt nach seiner Brustkrebsdiagnose das Altern aufgrund der Konfrontation mit dem Thema Krankheit intensiver wahr. Dies beunruhigt ihn gelegentlich. Er versucht daher, die Gegenwart zu genießen und den Blick auf die schönen Seiten des Lebens zu richten. Zufriedenheit spürt er insbesondere durch sein ehrenamtliches Engagement für Geflüchtete, sozial bedürftige Menschen und im Netzwerk Männer mit Brustkrebs e. V. (www.brustkrebs-beim-mann.de).
Das Interview wurde im Juni 2023 geführt.