Die Erfahrungen von Greta Tietze-Stein

Portrait Greta Tietze-Stein ist 52 Jahre alt, verheiratet und hat drei Söhne. 2006 erhielt sie die Diagnose Brustkrebs. Sie verfolgt die Devise „Augen zu und durch.“ An ihrem ländlichen Wohnort vermisst sie Kursangebote wie beispielsweise Yoga.

Durch eine Brustentzündung wurde Greta Tietze-Stein auf eine ertastbare Veränderung aufmerksam und suchte ihre Gynäkologin auf. Ein Ultraschall ergab einen unklaren Befund, eine Mammographie und eine Biopsie folgten. Da der Befund weiterhin nicht eindeutig war, führte ein Schnellschnitt während der brusterhaltenden Operation zur Brustkrebsdiagnose. An einem Wächterlymphknoten wurde eine Mikrometastase festgestellt. Sie erhielt eine Chemotherapie, Bestrahlung, Antikörper- und Hormontherapie.

Im Moment der Diagnose dachte Greta Tietze-Stein, dass sich jetzt die „Erde nicht mehr drehe“. Für sie war es wichtig, ganz schnell die Therapien anzufangen und durchzuziehen. Sie achtete genau darauf, keinen Behandlungstermin zu verpassen und alles zu dokumentieren und zu kontrollieren. Sie suchte einen Homöopathen auf, um mittels Homöopathie ihr Immunsystem fit zu halten. Damit es ihr „drum herum“ gut gehe, habe sie viel Geld investiert. Greta Tietze-Stein ließ sich vorsorglich die Eierstöcke entfernen, da ihre Oma an Unterleibskrebs verstorben war. Ihr Körper habe sich schnell an die Umstellung auf die Wechseljahre gewöhnt.

Greta Tietze-Stein ist sehr dankbar für ihre intakte Familie. An der Schulter ihres Mannes habe sie sich immer ausweinen können. Mit ihren neun, vierzehn und sechzehn Jahre alten Kindern sprachen Greta Tietze-Stein und ihr Mann offen über die Erkrankung. Ihr war es außerdem wichtig, dass alle Kinder mehrere Gespräche mit einer Psychologin hatten.

Ihre Behandlungen ließ sie in einer Großstadt durchführen, da sie der Meinung ist, dort aufgrund der größeren Erfahrung und der wissenschaftlichen Forschung besser betreut zu werden. Die Antikörpertherapie sei gerade erst zugelassen worden und wäre ihr im ländlichen Raum möglicherweise gar nicht angeboten worden. Sie meint, dass sie tolle ÄrztInnen habe, die heute immer noch auf sie aufpassten.

Greta Tietze-Stein spricht mit ihrer Psychoonkologin über ihre Ängste vor einem erneuten Befund bei den Nachuntersuchungen. Es gehe immer irgendwie weiter, hat sie für sich erkannt. Heute höre sie viel mehr auf ihr Bauchgefühl und tue sich öfter etwas Gutes. Als Ziel habe sie sich gesetzt, mindestens 95 Jahre alt zu werden, sagt sie lachend.

Das Interview wurde Mitte 2013 geführt.

 

Alle Interviewausschnitte von Greta Tietze-Stein