Die Erfahrungen von Gerda Martin

Portrait Gerda Martin ist 73 Jahre alt, hat einen Partner, drei Kinder und drei Enkelkinder. 2008 wurde bei ihr Brustkrebs festgestellt. Die Ärztin sei ihre Retterin gewesen, Gerda Martin ist heute noch dankbar. Sie wünscht sich, dass alles so bleibt, wie es jetzt ist.

Bei einem Saunabesuch entdeckte Gerda Martin, dass sich ihre Brustwarze einzog und ging daraufhin zur Gynäkologin. Im Verlauf der Untersuchungen wurde Brustkrebs diagnostiziert. Zunächst habe sie das Gefühl gehabt, dass es bei der Diagnose gar nicht um sie ginge, sondern um jemand anderen.

Bei der Operation wurde die rechte Brust abgenommen. Sie war schockiert. Obwohl die Operation mittlerweile fünf Jahre her ist, hadere sie immer noch mit ihrem veränderten Aussehen, berichtet Gerda Martin. Sie entschied sich gegen einen Brustaufbau, da sie diese Prozedur ihrem Körper im Alter von 70 Jahren nicht mehr antun wollte. Trotzdem zweifle sie manchmal an dieser Entscheidung, da sie sich nicht daran gewöhnen könne, nur noch eine Brust zu haben.

Als Gerda Martin mitgeteilt wurde, dass sie zusätzlich eine Chemotherapie brauche, sei sie „am Boden zerstört“ gewesen und habe den ganzen Nachmittag geweint, da sie bei einer Freundin bereits miterlebt hatte, wie sehr diese unter der Therapie litt. Zu Beginn der Chemotherapie traten starke Nebenwirkungen auf, so dass ihr Partner sie am darauffolgenden Tag jedes Mal ins Krankenhaus fahren musste. Ihr Partner sei dann selbst pflegebedürftig geworden und wird nun von seiner Familie betreut. Gerda Martin bekommt Unterstützung im Haushalt durch ihre Enkelin.

Nach der Chemotherapie wurde sie bestrahlt und nahm daraufhin eine Reha-Maßnahme in Anspruch. Gerda Martin würde in ihrem Alter nicht nochmals eine Chemotherapie machen, sagt sie, da sie durch die Behandlungen gefühlt zwei Jahre an Lebensqualität eingebüßt habe. Aktuell nimmt sie Tamoxifen und Bisphosphonate ein und geht jede Woche zur Lymphdrainage.

Großen Rückhalt findet Gerda Martin bei ihren Freundinnen. Diese hätten sie immer wieder ermuntert, trotz Müdigkeit zum Tanzen mitzukommen. Es habe ihr geholfen, von den Freundinnen „aus dem Ganzen rausgezogen zu werden.“ Seit der Erkrankung höre sie mehr auf ihren Körper und lege sich hin, wenn sie das brauche. Das eigene Schicksal anzunehmen und nicht aufzugeben, halte sie besonders bei älteren Frauen für wichtig.

Das Interview wurde Mitte 2013 geführt.

 

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