Dagmar Schiffer hatte das Gefühl, von ihrem Tumor Abschied nehmen zu müssen.
Ja und dann war ich da, ich lag da im Krankenhaus und ich weiß noch, die erste Nacht, nachdem der Tumor heraus operiert war, das muss sich jetzt ganz komisch anhören, aber da ging es mir ganz schlecht. Da war ich so richtig traurig, dass der- also ich war froh, dass er weg war. Auf der anderen Seite habe ich gedacht, irgendwie: Das ist jetzt ein ganz neuer Weg und jetzt ist das- also Abschied. Ich kann das gar nicht anders sagen. Es war wie so ein Abschied, der mir vom Verstand her leicht gefallen ist, weil ich dachte: Das Ding muss ja raus. Man kann ja nicht sagen, ich möchte den jetzt gern konservieren oder so, der muss ja weg, sonst wächst der ja weiter. Aber es war schon so, ich musste Abschied nehmen. Also es war schon komisch. Und deshalb habe ich auch meinen Entschluss gefasst, dass ich eine psychoonkologische Begleitung will, weil ich kann ja, verstehe ich auch, im Klinikalltag nicht zu meiner Operateurin sagen: "Hören Sie mal, ich vermisse meinen Tumor." Dann denkt die: Die ist ja vielleicht ein Fall für die Psychiatrie. Was ist mit der Frau denn los? Aber ich musste darüber halt mit jemandem reden. Ich musste sagen: "So, was ist das, was geht da, was passiert da?" Ich fand das jetzt nicht schlimm, aber irgendwie- ich wollte dann halt mit jemandem darüber reden und dann bin ich auch nach dem Krankenhaus wieder zu meinem Professor, bin ich wieder hin und der hat natürlich auch die Untersuchungsergebnisse. Wir sprachen über alles und dann sagte ich ihm das, dass ich mir jetzt eine Psychoonkologin gesucht hätte, auch in der Stadt, wo ich sei und der meinte auch: "Das ist richtig, machen Sie das." Und es war auch gut. Und dann, da hab ich dann auch gemerkt bei der Psychoonkologin, dass der Krebs als Krebs selber dann gar nicht mehr wichtig war. Also der- ich komme nicht da hin und wir reden nur über Krebs. Eine Stunde lang Tumorgespräche führen, also irgendwo. Und ihr habe ich auch gar nicht mehr sagen müssen: Ich musste den verabschieden, oder so. Da habe ich dann gemerkt, dass es eigentlich um das Ganze im Leben geht.