Über ihre Ängste spricht Carolin Zenning nur mit sehr wenigen Freundinnen und mit ihrer Psychoonkologin.

Ich muss sagen, ich habe viele, viele, das hätte ich niemals gedacht, viele soziale Kontakte verloren durch diese Geschichte, durch diese Erkrankung und grade auch durch diese lange Behandlungszeit. Man ist ja wirklich lange auch weg vom Fenster. Ich bin da zwar trotzdem noch einmal auch auf eine Party mitgegangen oder zu einem Essen bei Bekannten, bei Freunden mitgegangen. Aber letzten Endes ist das alles nicht mehr so. Also, es ist so: Man steht auf einer anderen Ebene dann, wenn man so etwas erlebt hat. Und wie soll ich das sagen? Das ist mit dem Prozess Mutter zu sein zu vergleichen. Also man steht auf einer anderen Ebene als eine Frau oder eine Freundin, die nicht Mutter ist. Oder eben eine Frau, die zwei Kinder hat, die steht auf einer anderen als eine Frau, die ein Kind hat und irgendwie gehen dann die Wege nicht mehr so einfach zusammen. Also, das passt nicht mehr so. Und genauso ist das auch mit so einer existentiell bedrohlichen Erfahrung. Die können das natürlich intellektuell nachvollziehen, aber diese Wahrhaftigkeit, die kann man nicht erwarten. Oder irgendwie, dass das dazu kommt, dass das jemand versteht in dem Ausmaß. Und das ist manchmal schwierig für mich. (…)
Ich habe irgendwann aufgegeben, muss ich sagen. Also ich rede kaum noch über diese Ängste mit den Menschen in meinem sozialen Umfeld. Also mit meiner besten Freundin schon, die hört sich das auch immer wieder an. Aber in erster Linie wende ich mich tatsächlich an die Psychoonkologin damit, weil ich einfach weiß oder auch gelernt habe, dass es keinen Sinn macht, sich da, ich sage jetzt einmal intensiv mit meinen Freunden drüber auszutauschen. Ich halte das tatsächlich auch so ein bisschen raus mittlerweile. Denn zum Schluss hatte ich wirklich auch das Gefühl, was auch plausibel ist: Irgendwann kann das die Umwelt auch nicht mehr hören, diesen Kram.