Die Erfahrungen von Carolin Zenning

Portrait Während des Mutterschutzes im Alter von 31 Jahren erhielt Carolin Zenning die Diagnose eines Triple negativ Tumors. In der Behandlungszeit trennte sie sich von ihrem Partner, heute lebt sie wieder mit ihm und ihrer kleinen Tochter zusammen. Sie macht eine Umschulung, da sie ihren medizinischen Beruf nicht mehr ausüben möchte.

Als sie den Knoten selbst ertastete, sei sie aufgrund ihres jungen Alters arglos und unbesorgt gewesen, berichtet Carolin Zenning. Nach einer Mammographie stand jedoch fest, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelte. Die Zeit nach der brusterhaltenden Operation sei sehr angsterfüllt gewesen, das Thema Sterben habe für Carolin Zenning etwas Tatsächliches bekommen. Darüber spricht sie vor allem mit ihrer Psychoonkologin, die ihrer Meinung nach für die Krebsbehandlung den gleichen Stellenwert einnimmt wie eine Chemotherapie.

Nach der Diagnosestellung kappte Carolin Zenning zunächst alle sozialen Kontakte, die zu viel Anstrengung und Kraft kosteten und konzentrierte sich auf ihren Behandlungsweg. Dieser sei eine Überreizung auf allen Ebenen gewesen. Auch wenn sie sich in dieser Zeit nicht mehr so häufig mit Freunden treffen konnte, äußerte sie immer wieder folgenden Wunsch: „Bitte hört nicht auf, mich einzuladen.“

Ihre Therapien erlebte sie mit ihrer Mutter und ihrer zweijährigen Tochter in einer weiblichen Dreierkonstellation, welche nicht immer einfach gewesen sei. Letztlich konnte sie sich aber von ihrer Mutter tragen und versorgen lassen. Carolin Zenning versuchte stets, mit ihrer Tochter offen und natürlich umzugehen und sie aus ihrer Krebserkrankung nicht auszuschließen. Sie holte sich dafür professionellen Rat bei einer Beratungsstelle für an Krebs erkrankte Eltern.

Die Chemotherapie sei irgendwie zu durchleben gewesen, erzählt Carolin Zenning, allerdings seien die Auswirkungen auf ihre Empfindungswelt schlimm gewesen. Trotzdem sei sie immer sie selbst geblieben. Dieser „Fog“, wie Carolin Zenning diesen Zustand benennt, hielt zehn Tage an, bevor die „Tür sich wieder öffnete“ und sie wieder da war.

Carolin Zenning interessiert sich für alternative Behandlungsmöglichkeiten und vor allem für die ayurvedische Medizin. Durch bewusste Ernährung und Yoga soll ihr Körper wieder gesunden.

Die existentielle Bedrohung durch die Krebsdiagnose habe ihr die Chance gegeben, einen Reifungsprozess zu durchleben und eine „andere Ebene“ zu erreichen. Sie betont, dass vor allem junge Krebspatientinnen ihrem Überlebensinstinkt folgen und sich nicht von ihrem Willen abbringen lassen sollten: Körper und Seele würden den richtigen Weg kennen.

Das Interview wurde Ende 2012 geführt.

 

Alle Interviewausschnitte von Carolin Zenning

Carolin Zenning erzählt von ihren Ängsten während sie unter dem Bestrahlungsgerät lag.

Carolin Zenning ging erstmal nicht arbeiten und ließ sich zwei Jahre Zeit, gesund zu werden.

Carolin Zenning erkrankte während ihrer Elternzeit und musste Hartz IV beantragen.

Über ihre Ängste spricht Carolin Zenning nur mit sehr wenigen Freundinnen und mit ihrer Psychoonkologin.

Während der Chemotherapie führte Carolin Zennings Mutter den Haushalt und kümmerte sich um die Enkelin.

Für Carolin Zenning ist der Tod wie zum Anfassen geworden.

Carolin Zenning holte sich Tipps bei einer Beratungsstelle für Kinder krebskranker Eltern.

Die Familienhelferin von Carolin Zenning brachte in der Chemozeit die Tochter in die Kita.

Carolin Zenning schiebt ihre Angst bis zum Tag der Nachsorge auf, dann erlaubt sie sich, zu zittern.

Carolin Zenning genießt die Anstrengung, beim Schwimmen wieder acht Bahnen zu schaffen.

Carolin Zenning verlässt sich nicht auf den BRCA-Test, weil sie denkt, dass Vieles noch unerforscht ist.

Carolin Zenning empfand die Mitteilung der Diagnose wie Schläge ins Gesicht.

Beim Abstillen bemerkte Carolin Zenning einen Knoten, der zunächst als verkapselte Milchdrüse eingestuft wurde.

Carolin Zenning empfand die Diagnose als existentielle Bedrohung.

Carolin Zenning fühlte sich während der Chemotherapie wie eine Qualle.

Carolin Zenning hatte eine Affäre in der Zeit der Chemotherapie.

Carolin Zenning erzählt von ihren Erfahrungen mit Bachblüten und Ayurveda.

Carolin Zenning findet die Psychoonkologie genauso wichtig wie die Chemotherapie.

Carolin Zenning kränkt es, dass einige ihrer Freund*innen sich zurückgezogen haben aus Angst vor dem Krebs.