Bianca Winkler wünscht sich angstfreie, mitfühlende Freund*innen, die Hilfe anbieten.
Also, das verändert tatsächlich viele Freundschaften oder viele Menschen. Man merkt so, mit wem man plötzlich viel besser klarkommt, nämlich die, die irgendwie so das Herz am rechten Fleck haben, die irgendwie angstfrei auf einen zugehen, aber mitfühlend und irgendwie Hilfe anbieten. Ganz viele äußern sich immer dahingehend: "Wenn ich irgendetwas für Dich tun kann, irgendwie helfen kann, dann sage mir Bescheid." Habe ich früher auch immer gemacht, merke jetzt, was für ein Nullsatz ist das eigentlich? Also der ist total nett gemeint, aber da wird nichts passieren.
Aber ich werde nicht irgendjemanden bitten: "Kannst Du irgendwie mir eine Suppe kochen?", sondern jetzt merke ich: Die Leute, die irgendwie wirklich verstanden haben, was Hilfe bedeutet, die sind irgendwie zupackend, die rufen an und sagen: "Du, ich habe eine Suppe, ich bringe sie Dir einfach einmal vorbei." Oder: "Ich würde gerne einmal mit Deinem Kind ins Schwimmbad gehen, ist das in Ordnung?" Also die irgendwie auch mit Vorschlägen oder Ideen kommen und selber auf einen zugehen und sich nicht in so eine Warteposition begeben. Dieser Satz ist irgendwie schnell gesagt und ich weiß auch, ich habe ihn früher genauso gesagt. Ich habe viel über das Thema "Hilfe" gelernt und wie man wirklich hilft und wie man nur so tut, als würde man. Ich weiß, dass die alle helfen würden, aber die verlangen auch viel von einem, dass man sie dann anruft, wenn man vielleicht nur so halb bekannt ist oder irgendwie sagt: "Würdest Du mir bitte einmal eine Suppe vorbeibringen?" Mache ich nicht oder ich muss es auch vielleicht stärker lernen.
Und ja, immer wieder mit den ganzen Reaktionen der Freunde umzugehen, also dann stark sein und sagen: "Nein, es ist alles nicht so schlimm." Auch die beruhigen und auch jetzt sagen 90 Prozent: "Und es wird schon", oder jetzt immer wieder mit all den- ich habe so viel zu tun sozusagen, was ja auch schön ist und ich bin so dankbar, dass ich so ein Netz habe- aber all die Anrufe und Mails immer wieder zu beantworten, die sich nach mir erkundigen. Manchmal denke ich, ich hätte gerne eine Sekretärin, die diese Aufgaben übernimmt. Und irgendwie allen immer wieder die gleichen Geschichten zu erzählen, wie man die Chemo verträgt und so weiter, es ist manchmal echt auch anstrengend, obwohl ich mich auch immer freue über jede Geste, die Anteilnahme. Aber manchmal, das ist so sehr ambivalent, möchte man auch irgendwie nichts- ich gehe ganz oft dann nicht ans Telefon, weil ich irgendwie dann nicht die Lust und Kraft habe, dann wieder von mir zu berichten und das zu erzählen.