Die Erfahrungen von Bianca Winkler
Bianca Winkler ist zum Zeitpunkt des Interviews 38 Jahre alt und noch mitten in der Chemo-therapie. Sie ist Mutter zweier Mädchen im Alter von eineinhalb und sechs Jahren. Sie lebt in einer Partnerschaft und ist selbstständig. Wenn sie arbeiten kann, ist sie glücklich.
Bei einer Tastuntersuchung bemerkte Bianca Winklers Gynäkologin eine Auffälligkeit und veranlasste eine Mammographie. Auch die anschließende Biopsie ergab einen unklaren Befund. Ende 2012 wurde sie brusterhaltend operiert und die Diagnose Brustkrebs bestätigt. Sie erzählt, dass sie sich am Anfang so richtig in diese „Krebssache“ habe reinfallen lassen, viel weinte und alles dazu las, was es gab. Eine Chemotherapie wurde eingeleitet.
Gleichzeitig nimmt Bianca Winkler an einer Studie teil und bekommt Akupunktur, die die Nebenwirkungen lindert. Im Winter hatte sie mit einer Thrombose an ihrem Port zu kämpfen, begleitet von Fieber und niedrigen Leukozyten-Werten. In dieser Zeit seien sie und die Kinder auch ständig erkältet gewesen und sie sei gar nicht mehr richtig hoch gekommen und habe dunkle Gedanken gehabt.. Als der Frühling kam, ging es ihr besser und sie blühte wieder auf.
Bianca Winkler fühlt sich in ihrer Familie gut aufgehoben und weinte zunächst viel mit ihrem Freund zusammen. Hilfreich war, von ihm zu hören, dass sie auch mit Glatze toll aussehe, erzählt sie. Die Auseinandersetzung mit dem Krebs, Sterben und Tod hätten ihr und ihrem Partner gezeigt, wie sehr sie sich liebten – nach Abschluss der Behandlung planen die beiden, zu heiraten. Unterstützung fand sie außerdem bei ihrer Schwester und bei FreundInnen, die sich um ihre Kinder kümmerten. Heute empfindet sie, dass der Satz: "Wenn ich irgendetwas für Dich tun kann, dann sage Bescheid." als nicht hilfreich, denn letztlich war erst Tatkräftiges für sie eine Hilfe wie z.B. das Vorbeibringen einer Suppe.
Zunächst hatte Bianca Winkler ihrer größeren Tochter die Brustoperation als Schönheitsoperation „verkauft“. Durch ein Gespräch mit einer Breast Care Nurse entschied sie sich, die Wahrheit zu sagen und den Krebs beim Namen zu nennen. Schlimm für die Sechsjährige war der Haarverlust, aber der humorvolle Umgang von FreundInnen mit der Perücke habe es auch ihrer Tochter leichter gemacht. Bianca Winkler geht davon aus, dass das Thema Brustkrebs kein Tabu für ihre Tochter ist und sie damit eine Normalität gewonnen habe.
Trotz der Ernährungsumstellung während der Behandlung fragte sich Bianca Winkler immer wieder, ob sie noch mehr in ihrem Leben verändern müsse, ein „latent schlechtes Gewissen“ plage sie. Heute sagt sie sich, dass sie aufgrund der Erkrankung nicht ihr Leben komplett umkrempeln und sich neu orientiere müsse. Sie sei ein grundoptimistischer Mensch und mache heute wie damals Dinge, die sie glücklich machen, das sei auch ihre Arbeit oder z. B. Flying-Yoga.
Das Interview wurde Mitte 2013 geführt.
Alle Interviewausschnitte von Bianca Winkler
Bianca Winkler hat es gut getan, offensiv mit der Erkrankung umzugehen.
Bianca Winkler hat es geholfen, zu merken, wie sehr sie und ihr Partner sich lieben.
Als Bianca Winkler von Büro zu Büro ging, um ihre Diagnose mitzuteilen, erfuhr sie viel Anteilnahme.
Bianca Winkler war es nicht bewusst, dass die Tage auch irreversibel ausbleiben können.
Bianca Winkler ließ sich ganz in die Krebssache reinfallen, sie las viel und weinte viel.
Bianca Winkler wünscht sich angstfreie, mitfühlende Freund*innen, die Hilfe anbieten.
Bianca Winklers sechsjährige Tochter wollte ihre Mutter zunächst nicht mit Glatze sehen.
Das Nicht-Sprechen über den Krebs findet Bianca Winkler schlimmer, als den falschen Ton zu treffen.
Bianca Winkler nennt ihrer Tochter gegenüber bewusst den Krebs beim Namen.
Bei Bianca Winkler brachte die Biopsie keine Klarheit.
Während der Chemotherapie waren Bianca Winkler und ihre Kinder ständig erkältet.
Bianca Winkler fühlte sich während der Chemotherapie leistungsfähig.