Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt Andrea Jesse, sie will nicht ans Sterben denken.
Konnten
Sie zum Beispiel über das Sterben dann auch sprechen?
Nein, habe ich jetzt überhaupt nicht. Und ich muss auch sagen: Ich habe mit dem
Sterben, obwohl ich Christ bin, so meine Probleme. Also ich habe auch tierische
Angst, wenn meine Eltern jetzt sterben oder ich weiß jetzt nicht, wie ich damit
dann umgehen kann. Ich habe da überhaupt nicht daran gedacht, weil ich
eigentlich ja davon ausgegangen bin, dass ich jetzt wieder gesund bin und dass
ich gesund werden will. Ja, ich habe schon einmal daran gedacht, dass es auch
anders ausgehen kann oder wie es dann weitergeht, wenn vielleicht doch irgendwo
eine Metastase ist oder doch noch einmal ein Rezidiv kommt. Wie schnell oder
wie halt überhaupt die Chancen sind, aber im Großen und Ganzen bin ich davon
ausgegangen, dass man sagt: "Brustkrebs ist heutzutage eine der
Krebsarten, die man gut heilen kann." Und es ist vielleicht auch ein
Stück, ja, Selbstschutz, dass ich sage: "Okay, Du willst gesund werden,
Du denkst jetzt nicht an das Sterben." Und selbst als es mir so
dreckig ging, na ja, da hat man dann auch schon einmal andere Gedanken, aber
ich sage einmal: Es geht immer noch schlimmer. Also es gibt wirklich Leute, denen
geht es noch dreckiger und die haben auch noch Hoffnung und die Hoffnung stirbt
eigentlich zuletzt, sagt man so und das habe ich jetzt auch wirklich gemerkt.
Ja, vielleicht konnte ich damit- oder habe es auch so verdrängt, weil ich halt
mit dem Sterben an sich so ein bisschen Probleme habe, sodass ich sage: "Nein.
Ich will einfach nicht daran denken."